Der Betrogene

Die gestohlene Kandidatur schmerzt noch immer: Wer die Homepage von Mathias Petersen besucht, stößt sofort auf den Link „Stimmenklau 2007“ – und auf das Wahlergebnis, das ihn einst beinahe zum Bürgermeisterkandidaten der Hamburger SPD gemacht hätte. Die 68 Prozent, die der Mediziner bei der Mitgliederabstimmung auf sich vereinigen konnte, zählten aber nicht: Bis heute unbekannte Täter hatten hunderte Stimmzettel geklaut. Die Abstimmung wurde annuliert, Petersen war um die Chance gebracht, einem Ur- sowie zwei Großvätern auf den Bürgermeisterposten zu folgen. Ein Traum, der ihm quasi in die Wiege gelegt worden war, platzte.

Petersen trat als Parteivorsitzender ab, verschwand im Hamburger Rathaus auf der Hinterbank – und wurde fast das Opfer einer weiteren Intrige: Plötzlich kursierten gefälschte Polizeidokumente, die ihn als Denunzianten eines verfeindeten Parteifreunds entlarven sollten.

Unter Bürgermeister Olaf Scholz erfuhr Petersen zwar verbale Rehabilitierung, machte aber auch keine Karriere. Ein angebotenes Bundestagsmandat lehnte er unter Hinweis auf finanzielle Gründe ab, auch ins Bürgerschaftspräsidium hievte seine Partei lieber eine Abgeordnete.

Nun aber spielt der mittlerweile 57-Jährige wieder in der ersten Reihe mit – wenn auch nur in der Kreisliga. Mit 82 Prozent der Stimmen wurde Petersen am Montag zum SPD-Kreisvorsitzenden in Hamburg-Altona gewählt – dort, wo auch Olaf Scholz politisch reifte, heute Inhaber des Amtes, das Petersen wollte. Der neue Kreischef muss sogleich ein kniffliges Problem lösen: Die Altonaer Genossen haben sich sich darauf festgelegt, einen der ihren zum Bezirkschef zu küren – was der grüne Koalitionspartner partout nicht will. Ein roter oder grüner Gesichtsverlust scheint kaum zu vermeiden, die Koalition knirscht. Immerhin: Petersen kann zeigen, dass er Diplomatie kann. Und vielleicht ein guter Bürgermeister geworden wäre – hätte man ihn denn gelassen.  MAC