Weniger Drogentote

Senat hält das für einen Erfolg seiner Politik, Experten und Angehörige widersprechen

Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre hält an: In Hamburg sterben immer weniger Menschen durch illegale Drogen. Zwar hat das Rechtsmedizinische Institut seine Jahresstatistik für 2005 noch nicht vorgelegt. Derzeitigen Erkenntnissen zufolge aber gab es 2005 „nur“ 50 Drogentote – das ist der niedrigste Stand seit 16 Jahren.

Die Zahlen erfassen die Süchtigen, die durch Heroin, Kokain, Crack oder andere illegale Drogen ums Leben kamen. Nicht einberechnet sind die Männer und Frauen, die an den Folgen von Alkohol und Nikotin gestorben sind. 2004 wurden noch 60 Drogentote vermeldet, das Jahr zuvor 63.

Die Gesundheitsbehörde erklärt sich den Trend mit der Politik des CDU-Senates. Die drogenpolitischen Maßnahmen, zu denen Sprecher Hartmut Stienen auch die polizeiliche Repression gegen Dealer und Süchtige zählt, seien erfolgreich: „Polizeiliche Maßnahmen und Beratungsangebote wirken zusammen.“ Hinzu komme, dass in Hamburg immer mehr Süchtige Crack rauchen statt Heroin zu spritzen: „Dadurch gibt es nicht mehr so viele Fälle von Überdosierung.“

Weit weniger positiv beurteilen Träger der Drogenhilfe und Angehörigeninitiativen die Arbeit des Senates. Eine Mutter, deren Sohn vor mehreren Jahren an Heroin gestorben ist, sagt, dass immer mehr Konsumenten in die Privatsphäre zurückgedrängt werden und im Todesfall „gar nicht als Drogentote auffallen“. Sie fürchtet einen erneuten Anstieg, da Hilfsangebote immer schlechter erreichbar sind.

Diese Sorge teilt Norbert Dworsky, Geschäftsführer des Trägers „freiraum“. Er erinnert daran, dass der Senat den Etat für Methadonpatienten derart gekürzt hat, dass das Substitutionsprojekt „La Strada“ in St. Georg zum Jahresbeginn geschlossen wurde und auch die „Palette“ eine Niederlassung aufgeben muss (taz berichtete). „Es bleibt abzuwarten“, so Dworsky, „welche Auswirkungen das langfristig haben wird.“ Elke Spanner