LESERINNENBRIEFE
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Absurdes Theater!

■ betr.: „Wir betreiben ein Terrorzuchtprogramm“, taz vom 25. 1. 10

Wie recht Herr Todenhöfer hat mit seiner Scham über die deutsche Beteiligung am Afghanistankrieg. Endlich sind wir wieder dabei!

Diese geschundene Bevölkerung lebt seit zirka 30 Jahren im Krieg. Erst waren es die Russen, nun sind es die Amerikaner mit ihren Hofschranzen, die angeblich den zivilen Wiederaufbau des Landes voranbringen wollen. Und was passiert tatsächlich? Was sollen die Soldaten dort? Ruhe und Ordnung bringen? Polizisten ausbilden? Die Demokratie voranbringen? Dabei wird die Beteiligung am Krieg äußerst undemokratisch gegen den Willen der deutschen Bevölkerung vorangetrieben. Zirka 70 % der Bundesbürger sind gegen eine Beteiligung. Der Wille des deutschen Volkes wird aufs gröbste missachtet. Wenn man all das Geld, das dieser Militäreinsatz kostet, in zivile Projekte stecken würde, wäre den leidenden Menschen geholfen. Die brauchen Schulen, Krankenhäuser, Hilfe zur Selbsthilfe und Unterstützung der Landwirte, um keinen Mohn mehr anbauen zu müssen. Die Bevölkerung braucht kein Militär. Die Menschen brauchen Ruhe und Geld für einen Wiederaufbau des Landes. Was hört man bei uns in den Nachrichten: Der Krieg ist militärisch nicht zu gewinnen. Wir schicken Soldaten hin. Absurdes Theater! MARIANNE SPÄTH, Lorch

Kritisches zum Krieg

■ betr.: „ Fluch der guten Absicht“, „Der rot-grüne Krieg“, „Wir betreiben ein Terrorprogramm“, taz vom 21., 23. und 25. 1. 10

die drei genannten beiträge sind reichlich anders gehalten als ihre vorgänger. die beiträge zeichnen sich durch eine kritische haltung zum krieg in afghanistan aus. glücklicherweise veröffentlicht die taz nun keine artikel mehr, welche margot käßmann vorwerfen, es sich leicht zu machen und kritik am krieg abkanzeln. margot käßmann hat nicht viel mehr getan, als der wahrheit ausdruck zu verleihen und zu fragen, was der krieg bisher gebracht hat. eric chauvistré geht in die gleiche richtung. jürgen todenhöfer kann ich nicht ganz folgen, sprachlich geht er reichlich ins extrem („terrorzuchtprogramm“). ich wünsche mir weiterhin kritisches zum krieg. beiträge von friedens- und konfliktforschern sind wichtig, um noch besser die alternativen zum krieg diskutieren zu können.

MICHAEL DROSS, München

Schäbiger geht es nicht

■ betr.: „Staat will 20 Euro zurück“, taz vom 25. 1. 10

Schäbiger geht es nicht. Was ist eine Kindergelderhöhung um 20 Euro? Ist das Sozialstaatskosmetik? Oder soll das eine Verhöhnung der Eltern sein? Ein ernsthafter Versuch, die Kinderarmut in unserem Lande zu bekämpfen, ist es jedenfalls nicht. Dass alle ein bisschen mehr Geld bekommen, ausgenommen diejenigen, die es am dringendsten benötigen würden, ist das gerecht? Und ein paar zu viel ausbezahlte Groschen ausgerechnet von den Schwächsten zurückzufordern, mit einer Kampagne, die wahrscheinlich deutlich mehr Kosten verursachen wird, als sie Gelder einbringen könnte, ist das nicht einfach widerlich? Ja, wenn’s nur um ein paar bankrotte Banker gehen würde oder um ungeklärte anonyme Parteispenden, da wären wir nicht so kleinlich.

GOTTFRIED OHNMACHT-NEUGEBAUER, Reutlingen

Einfache Atompolitik

■ betr.: „4.785 Gigawattstunden Rest“, taz vom 25. 1. 10

Atompolitik ist doch einfach. Da gibt es die „Ewig-Gestrigen“, die so tun, als könnte man mit schnöden Idealen die Welt retten, und die „Realisten“, die einem mit harten Fakten und Zahlen vorrechnen, wie es konkret gehen kann. Wer jetzt glaubt, mit dem „Ewig-Gestrigen“ sind die Ökos gemeint, der befindet sich diskursiv immer noch in den 80er Jahren. Wer sich die Argumente im Detail ansieht, der erkennt schnell: Es sind die Verfechter der Erneuerbaren Energien und die Umweltverbände, die mit den besseren Argumenten, mit den harten Fakten und Zahlen ausgestattet sind. Denn sie sind längst zu Realisten geworden. Der Glaube, mit Atomkraft die Welt retten zu können, ist das eigentliche schnöde, alte Ideal, welches längst an der Realität zerbricht. Dazu kommt noch das moralische Argument, welches die Verantwortung in den Blick nimmt: Gegenüber den Menschen in den Uranabbaugebieten und gegenüber den nächsten Generationen, die sich um unseren radioaktiven Müll kümmern müssen. Wie die Atomlobby sich gegenüber solchen Tatsachen als Weltretter und großzügiger Geldgeber inszenieren kann, bleibt ein psychologisches Rätsel. GERGELY RÁCZ, Landsberg am Lech