SEB enttäuscht: Verkauf angedroht

Schwedische Zentrale fordert höhere Rendite von ihrer deutschen Banktocher SEB

BERLIN taz ■ Die deutsche Banktochter enttäuscht den schwedischen Finanzkonzern SEB: Während die Eigenkapitalrendite nach Steuern von Januar bis September 2005 konzernweit bei 16,5 Prozent lag, erzielte die deutsche Bank nur 7,3 Prozent. Die Financial Times Deutschland berichtete gestern von einem „Ultimatum“: Die schwedische Mutter hätte angedroht, die deutsche Tochter zu verkaufen, falls sie nicht innerhalb von zwei Jahre ihre Rendite auf Konzernniveau bringt.

Die betroffene SEB Bank Deutschland widerspricht: „Der Druck des Mutterkonzerns ist nicht dramatisch“, versichert Sprecher Kimmo Best. „Es gibt keine Zahl, die auf dem Papier steht und erreicht werden muss. Langfristige Ertragssteigerung ist das Ziel.“ Insbesondere im Privatkundengeschäft müssten die Erträge erhöht werden. Beispielsweise werden verstärkt mobile Bankberater eingesetzt, auch ein weiterer Ausbau des Filialnetzes sei bis 2008 geplant. „Wir sind kein Klotz am Bein. Und wir investieren weiter. Investieren heißt auch, dass man an eine Zukunft glaubt.“

Deutsche Finanzwissenschaftler staunen über die Ungeduld der schwedischen SEB: „In Deutschland sind 7,3 Prozent Eigenkapitalrendite kein Ausreißer nach unten“, sagt Heinz Rehkugler, der das Institut für Finanzwirtschaft und Banken in Freiburg leitet. „Alle deutschen Banken hängen dramatisch zurück. Kaum ein Institut erreicht die international üblichen Renditen von 15 bis 25 Prozent. Das ist kein spezifisches Problem der SEB.“

Dies bestätigt auch Werner Neus vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft in Tübingen. Mit dem klassischem Kreditgeschäft könne heute kein Geld mehr verdient werden. Ein Patentrezept gebe es aber nicht. „Wenn ich das hätte, wäre ich Ackermanns Nachfolger“, so Neus. „Eine Möglichkeit ist, die Verschuldungsrate zu erhöhen – das steigert die Eigenkapitalrendite unmittelbar. Mit Zahlen kann man in alle Richtungen schwindeln.“

HEIKE SCHMIDT

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