Betr.: kinotaz nord

A

Die Affäre Frankreich 2009, R: Catherine Corsini, D: Kristin Scott Thomas, Sergi Lopez

„Die Ehefrau eines wohlhabenden Arztes verliebt sich in einen einfachen Arbeiter und trennt sich von ihrem Mann, um mit ihrem Geliebten zusammenleben zu können. Der Verlassene nutzt daraufhin seinen Einfluss, um dem Paar jede soziale Grundlage zu entziehen. Trotz einer packenden Atmosphäre und einer genauen Figurenzeichnung leidet der Film am unentschiedenen Schwanken zwischen der romantischen Verklärung der Liebe als archaische, gesellschaftliche Konventionen aufhebende Macht und dem Ausloten ihrer sozialen und ökonomischen Bedingtheit.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, KI

Albert Schweitzer - Ein Leben für Afrika Deutschland/Zaire 2009, R: Gavin Millar, D: Jeroen Krabbé, Barbara Hershey

„Philosoph, Orgelvirtuose, Arzt, Friedensnobelpreisträger, Menschenfreund - bei einer Biografie wie der von Albert Schweitzer gehört das filmische Denkmal dazu. Regisseur Gavin Millar, sonst meist fürs Fernsehen tätig, konzentriert sich dabei auf die Zeit um 1949, in der Schweitzer (Jeroen Krabbé) vor allem mit seinem Urwaldhospital in Gabun beschäftigt ist und sich nebenbei gegen Anfeindungen der CIA wehren muss, weil er seinen Kumpel Albert Einstein (Armin Rohde) beim Kampf gegen Atomwaffen unterstützt. So wie Millar das inszeniert, stellt sich der amerikanische Geheimdienst aber so einfältig an, dass man sich nie wirklich Sorgen um das Wohlergehen des Helden machen muss, den Krabbé kantenfrei als gutmütigen Opa durch die nicht immer besonders aufwendigen Kulissen wandern lässt. Als Botschaft bleibt, neben der stets von Schweitzer gepredigten Ehrfurcht vor dem Leben: Eine spannende Vita ergibt noch keinen spannenden Film.“ (Der Spiegel) BS, HB, HH, HL

All Tomorrow‘s Parties Großbritannien 2009, R: Jonathan Caouette / Originalfassung ohne Untertitel

“All Tomorrow‘s Parties“ ist nicht nur ein Song von Velvet Underground, sondern auch ein Musikfestival, das 1999 von Musikliebhabern ins Leben gerufen wurde. Seitdem sind zehn Jahre vergangen - Zeit also, zurück zu blicken. Die „LA Weekly“ beschrieb den Film als „part concert film, part rebel manifesto“.“ (b-movie) HH

Alvin und die Chipmunks 2 USA 2009, R: Betty Thomas

„Nach dem Erfolg des ersten Kinofilms um die singenden Streifenhörnchen gibt es ein Wiedersehen mit Alvin und Co. Schauplatz ist nicht mehr das Wohnzimmer von Ziehvater Jason Lee; stattdessen gehen die Chipmunks zur Highschool und treten im „Battle of Bands“ gegen eine rivalisierende Chipmunk-Girlgroup an. Der hoch gepitchte Hörnchengesang erschallt somit aus sechs Kehlen statt nur aus dreien. Ansonsten hält sich das Sequel, insbesondere was seinen Grundschulhumor angeht, streng an den Vorgänger.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Angel Heart USA 1986, R: Alan Parker, D: Alan Marshall, Elliott Kastner

“Ein Privatdetektiv erhält Mitte der 50er Jahre den Auftrag, einen einstmals erfolgreichen Sänger aufzuspüren, mit dem sein Auftraggeber eine offene Rechnung begleichen will. Die Suche konfrontiert ihn mit der Welt der Schwarzen Magie und des Okkultismus, aber auch mit seiner eigenen schuldhaften Verstrickung in den Fall. Was als stilsichere Variation des klassischen Detektivfilms beginnt, entwickelt sich zu einem visionären Labyrinth, in dem Satan persönlich auf Seelenfang ist. Ein brillant inszenierter, aber äußerst blutrünstiger Film, der als Spiel mit der Suggestivkraft des Kinos fasziniert, als mögliche Reflexion über Glauben, Aberglauben, Okkultismus und Satanismusjedoch nicht ernst zu nehmen ist.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Another Glorious Day Deutschland 2009, R: Karin Kaper, Dirk Szuszies

“Theater auf der Leinwand hat oft einschläfernde Wirkung. Hier aber definitiv nicht. Der Zusammenschnitt von Bühnen-, Straßenszenen und Hintergrundberichten aus dem Stück „The Brig“ des New Yorker „Living Theatre“ ist eine essentielle Dokumentation über pures politisches Theater und über Unterdrückungssmechanismen, sehr krass und entschieden aktuell.“ (3001-kino) H, KI

A Serious Man USA 2009, R: Joel & Ethan Coen, D: Michael Stuhlbarg, Richard Kind

„Auf denkwürdigen Umwegen bewegt sich dieses Werk der Coen-Brüder ins Jahr 1967, mitten hinein ins Suburbia-Universum von Minneapolis. Ihr Held ist ein jüdischer Collegeprofessor, an dem alle vorbei sehen, während ihm Ehekrise, Studenten-Erpressung, allgemeine Depression und ein paranoider Bruder zusetzen. Wer in dieser sehr makabren Komödie Hilfe bei den Rabbis (oder den Anwälten) sucht, ist verloren - aber in der Coen-Welt wartet ohnehin hinter jeder scheinbaren Erlösung noch eine Katastrophe mehr.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

Auf der anderen Seite des Bettes Frankreich 2008, R: Pascale Pouzadoux, D: Sophie Marceau, Dany Boon

„Im echten Leben lassen sich die Rollen von Ernährer und Hausfrau nicht mal eben tauschen, selbst bei einer handfesten Ehekrise. Dafür braucht es schon etwas Kinokomödien-Fantasie - so wie in Pascale Pouzadoux‘ französischem Kassenhit, in dem der Geschäftsmann plötzlich zum Hausmann, seine Ehefrau zum Firmenboss mutiert. Trumpf des Films ist das bestens aufgelegte Hauptdarsteller-Duo Sophie Marceau und Danny Boon.“ (tip) GÖ, HB, HH

Auf der Suche nach dem Gedächtnis - Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger

“Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) H

Avatar USA 2009, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver

„Dass James Camerons Science-Fiction ein wirklich visionärer Film geworden ist, liegt daran, dass sein Macher zu einer raren Hollywood-Spezies gehört: der des megalomanischen Autorenfilmers. Bei diesem Film gehen die Augen des Betrachters von Anfang an ein wenig weiter auf angesichts einer Science-Fiction-Welt, in der sich hyperbrillante, mit beiläufiger Eleganz inszenierte 3-D-Bilder und eine exzessiv überbordende, detailbesessen ausgemalte Fantasiewelt verbinden.“ (Die Zeit) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

B

Berlin Calling Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Rita Lengyel

“Feines Porträt eines Technomusikers, gedreht an Original-Schauplätzen der Clubszene von Berlin. Drogen, Liebe, Wahnsinn - alles ist drin in dem dritten Film von Regisseur Hannes Stöhr (,Berlin is in Germany‘, ,One Day in Europe‘). Technomusiker Paul Kalkbrenner, der hier neben Filmgrößen wie Corinna Harfouch sein Schauspieldebüt gibt, spielt den Musiker Ickarus, der zwischen Albumproduktion und geschlossener Anstalt steht. Nicht nur ein Film für Clubgänger.“ (tip) HH

Berlin – Stettin Deutschland 2009, R: Volker Koepp

„In Volker Koepps „Berlin - Stettin“ geht es erstmals auch um den Regisseur selbst, der 1944 in Stettin geboren wurde und in Berlin-Karlshorst aufgewachsen ist. Aber das Patrouillieren entlang der eigenen Biografie, die Reminiszenz ans eigene Werk, ist wie zu erwarten kein eitler Selbstzweck, sondern ein Anlass, der zu (Wieder-) Begegnungen mit Menschen führt, durch deren Erinnerungen die Geschichte der letzten siebzig Jahre lebendig wird.“ (tip) HH

Der Blaue Engel Deutschland 1930, R: Josef von Sternberg, D: Marlene Dietrich, Emil Jannings

“Die Tragödie eines pedantischen Gymnasialprofessors, der sich durch die Leidenschaft für eine laszive Tingeltangel-Sängerin lächerlich macht und sich schließlich zugrunde richtet. Erschütternde Charakterstudie von Emil Jannings und Ausgangspunkt für Marlene Dietrichs Weltkarriere als Vamp in Sternbergs kongenialer, wenn auch literarisch nicht exakter Verfilmung von Heinrich Manns Novelle ,Professor Unrat‘.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Bright Star Großbritannien/Australien/Frankreich 2009, R: Jane Campion, D: Abbie Cornish, Ben Whishaw

„Die Liebe des englischen Dichters und Romantikers John Keats (1795-1821) zu der Schneiderin Fanny Brawne. Dabei geht es um eine von sozialen Konventionen und wirtschaftlicher Not behinderte, auch von den Geschlechterrollen geprägte Beziehung, vor allem aber entwickelt sich der Film ohne melodramatische Verdichtungen in Anlehnung an Keats‘ Lyrik als eine flanierend-anmutige Reflexion über Kunst, Liebe und Schönheit. Gelegentlich wird die durch Gedichte strukturierte Handlung durch eine allzu betont kunstvolle Bildmetaphorik überhöht, jedoch findet der Film dank seiner überzeugenden Hauptdarstellerin immer wieder zu intensiven Momenten zurück.“ (filmdienst) HH

Der Busenfreund & Spaß ohne Grenzen Österreich 1997 & 1998, R: Ulrich Seidl, D: René Rupik

Doppelprogramm mit Frühwerken des Trägers des 12. Bremer Filmpreises Ulrich Seidl HB

C

Casa de los babys USA/Mexiko 2003, R: John Sayles, D: Marcia Gay Harden, Susan Lynch / Originalfassung mit Untertiteln

„Der New Yorker Regisseur John Sayles kennt sich in Lateinamerika gut aus. 1991 gelang ihm mit bestürzenden Szenen von den Bandenkriegen Jugendlicher in einer brasilianischen Favela, „City of Hope“, sein größter Erfolg. Zwölf Jahre später drehte Sayles in Mexiko „Casa de los babys“, einen vergleichsweise kleinen Film, der erst jetzt einen deutschen Verleih fand. In einem feinen Hotel am Meer wartet eine Gruppe junger amerikanischer Frauen auf die ihnen versprochenen Babys. Je länger die Bürokratie im Hintergrund die Fälle bearbeitet, umso üppiger malt die Phantasie den „Gringas“ ihre Zukunft als stolze Mütter aus. An der Realität ringsum sieht man gern vorbei: das Zimmermädchen, das sein Baby in den Norden verkauft hat, oder die Straßenkinder, die beim Schnüffeln von Klebstoff Vergessen suchen. Der Film hat keine Handlung, er tritt absichtsvoll auf der Stelle, um den Kontrast von erster und dritter Welt einmal mehr an einem sinnfälligen Beispiel zu beleuchten.“ (Frankfurter Allgemeine) HH

Cruising USA 1970, R: William Friedkin, D: Al Pacino, Paul Sorvino

„Man könnte sagen, dass sich „Cruising“ zur Homosexualität verhält wie „Der Exorzist“ zum Katholizismus. Al Pacino begibt sich als Undercover-Cop ins Ledermilieu, um dem Serienkiller auf die Spur zu kommen, und verspürt bald eine Anziehungskraft, die seine Ehe gefährdet. Dass das Ende offenlässt, ob er darüber nicht selbst zum Mörder geworden ist, sorgte für zusätzliche Empörung. Als Thriller ist der Film jedoch von einer beachtlich verstörenden Kraft, weil der Täter bei jedem Mord von jemand anderem gespielt wurde, mitunter sogar vom Opfer des vorangegangenen Mordes. Man erkennt das nicht gleich, aber es sorgt für eine latente Verwirrung der Gefühle.“ (Frankfurter Allgemine) HH

D

Dead Heat USA 1988, R: Mark Goldblatt, D: Treat Williams, Joe Piscopo / Originalfassung ohne Untertitel

„Dead Heat“ aus dem Jahr 1988 bietet auch alles, was dem B-Movie-Fan die Freudentränen in die Äuglein treibt: Action, Zombies, ein wenig Splatter, jede Menge hübsch anzusehender Latex-Effekte und blöde Sprüche galore.“ (filmtipps. at) HH

Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! Deutschland 2009, R: Leander Haußmann, D: Eva-Maria Hagen, Ezard Haußmann

„Schwarzhumorige Gaunerkomödie über den Kampf einer Seniorentruppe gegen Banken und Immobilienspekulanten. Das großartig besetzte Remake des Bernhard-Sinkel-Klassikers „Lina Braake“ von 1975 verzettelt sich in Spaßigkeiten und kläfft letztlich nur, wo man ruhig mal hätte kräftig zubeißen können.“ (tip) H, HB, HH, OS

Dolpo Tulku - Heimkehr in den Himalaya Deutschland 2009, R: Martin Hoffmann

„Ein hochrangiger Lama kehrt nach Lehrjahren in einem indischen Kloster in seine Heimatprovinz nach Nepal zurück zu seinem tibetischstämmigen Volk, das ihn mit größter Ehrerbietung empfängt und bei festlichen Zeremonien feiert. Teils Reisebericht, teils Porträt des noch jungen Geistlichen vermittelt der Film einen Eindruck vom entbehrungsreichen Leben einer ethnischen Minderheit in einer von der Zivilisation fast unberührten Region des Himalaya.“ (tip) HB, HH

13 Semester Deutschland 2009, R: Frieder Wittich, D: Max Riemelt, Alexander Fehling

„Beim Studium, so scheint es, hört der Spaß auf. Diese Erfahrung macht auch Momo, der in Darmstadt Wirtschaftsmathematik studiert und mit dem Lernstoff ebenso überfordert ist wie mit seiner Freundin Kerstin. Frieder Wittichs Spielfilmdebüt zeichnet ein erstaunlich realistisches Bild vom Unialltag zwischen Wohnungssuche, Studentenjob und Prüfungsstress. Dass die Handlung immer wieder auf der Stelle tritt und trotz origineller Regieeinfälle nicht besonders komisch ist, wird niemanden überraschen, der an einer deutschen Uni studiert hat. Denn Vorlesungen sind selten spannend und Wirtschaftsmathematiker mit Sicherheit keine geborenen Komiker.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, OL, OS, SN

E

Ein russischer Sommer Deutschland/Russland/Großbritannien 2009, R: Michael Hoffman, D: Helen Mirren, Christopher Plummer

„Ein russischer Sommer“, das ist der letzte Sommer des großen Leo Tolstoi (großartig verkörpert von Christopher Plummer). Der Autor von „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ verlebt diesen Sommer 1910 im Kreis seiner Familie und Freunde. Die streitlustige Ehefrau Sofja (Helen Mirren) reagiert mit Kummer und Zorn auf Tolstois Absicht, die Rechte an seinem Werk dem Volk zu schenken. Am Ende des Jahres verlässt der Schriftsteller seine Frau, nach fast 50 Jahren Zusammenleben und zehn Tage vor seinem Tod. Die Stärke dieses mitreißenden Films ist, im Ehedrama keine Partei zu ergreifen.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS

Ein Sommer in New York – The Visitor USA 2007, R: Tom McCarthy, D: Richard Jenkins, Hiam Abbas

„The Visitor“ zeigt einen Professor um die sechzig, der seit dem Tod seiner Frau in tiefe Gefühlsstarre verfallen ist - bis er eines Tages das Trommeln für sich entdeckt. Thomas McCarthys Charakterstudie ist gerade deshalb so bewegend, weil Richard Jenkins als Professor emotionale Regungen nur sehr fein dosiert preisgibt. Der Film verschafft dem Publikum das Glücksgefühl, einer erfolgreichen Wiederbelebung beizuwohnen.“ (Der Spiegel) H, HH, LG

F

Fame USA 2009, R: Kevin Tancharoen, D: Kay Panabaker, Walter Perez

„„Fame“ beschreibt den harten Weg zum Ruhm. Kevin Tancharoens Remake des Kinomusical-Klassikers von 1980 erzählt von einigen Teenagern, die sich an der berühmten New Yorker High School of Performing Arts zu Tänzern, Sängern und Schauspielern ausbilden lassen. Liebevoll wird das Original - im Grunde die Mutter aller Casting-Shows - nachempfunden und behutsam aktualisiert. Der Film mag sich nicht sattsehen an den Übungsräumen der Schule, in denen die Farbe von den Wänden blättert und man den Schweiß von Jahrzehnten zu riechen glaubt. Mit erfrischendem wertkonservativem Starrsinn zeigt sich der Film vom modernen Casting-Hype gänzlich unbeeindruckt und plädiert für Disziplin und Traditionsbewusstsein. Und er gibt die Freude, ein Handwerk zu erlernen und zu vervollkommnen, ganz und gar an den Zuschauer weiter.“ (Der Spiegel) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS, SN

Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko

„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HH, HL

Friendship! Deutschland 2009, R: Markus Goller, D: Friedrich Mücke, Matthias Schweighöfer

„Auf der Suche nach Abenteuer, Freiheit und einem Vater reisen zwei Jungs aus der DDR nach dem Mauerfall quer durch die USA. Basierend auf einer wahren Begebenheit, hat Mark Goller eine durchaus unterhaltsame Culture-Clash-Roadmoviekomödie inszeniert, die allerdings voller Klischees steckt und viel zu selten unter die Feelgood-Oberfläche geht.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Gamer USA 2009, R: Mark Neveldine, Brian Taylor, D: Gerard Butler,Michael C. Hall

„Gamer“ erzählt von einem radikalisierten Second Life. In finsterer Zukunft vergnügen sich Neureiche, indem sie die Gedanken und Handlungen von Schwerverbrechern steuern und diese in Straßenkämpfen aufeinanderhetzen. Selten hatte das Kino einen höheren Pulsschlag als in den Action-Krachern des amerikanischen Regie-Duos Mark Neveldine und Brian Taylor, die mit ihren „Crank“-Spektakeln neue Maßstäbe für das Genre setzten. Nun schicken sie die Helden, verkörpert von Gerard Butler und Amber Valletta, auf eine aberwitzige Verfolgungsjagd. Aus vollen Rohren feuern Neveldine und Taylor ihre visuellen Ideen auf die Leinwand. Ein bis zur Schmerzgrenze brutaler, lauter, schneller und einfallsreicher Film.“ (Der Spiegel) FL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett

„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) H, HB, OL, SN

H

Haben Sie das von den Morgans gehört? USA 2009, R: Marc Lawrence, D: Marc Lawrence, Mary Steenburgen

„Zwei Großstädter verschlägt es in die ländliche Provinz: Das Konzept der romantischen Komödie von Marc Lawrence (“Mitten ins Herz“, „Ein Chef zum Verlieben“) mischt Handlungselemente aus Filmen wie „City Slickers“ mit Billy Crystal und „Sweet Home Alabama“ mit Reese Witherspoon. Die Klischeeromanze mit dem bemerkenswert umständlichen Titel ist unterhaltsam, aber inhaltsleer.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Hundstage Österreich 2001, R: Ulrich Seidl, D: Maria Hofstätter, Christine Jirku

“‘Hundstage‘ sind nichts für den Kinofreund, der wenigstens auf der Leinwand erfüllt sehen will, was ein Begriff wie Liebe verheißt; in ‚Hundstage‘ ist nur zu sehen, wie Menschen einander auf der vergeblichen Jagd danach schinden, quälen und missbrauchen. Der österreichische Dokumentarfilmer Ulrich Seidl, 50, schafft in seinem ersten, gnadenlos realistischen Spielfilm ein Mosaik kleinbürgerlicher Provinzialität zwischen Einfamilienhaus und Einkaufszentrum: Klägliche Schicksale kläglicher Figuren in einem schmierigen, Gewaltbereitschaft ausdünstenden Milieu - eine Ungeheuerlichkeit, die ihren Einsatz wert ist. Der unbequeme Monomane Seidl hat dafür 2001 in Venedig den Großen Preis der Jury bekommen. Es hätte auch der Goldene Löwe sein können.“ (Der Spiegel) HB

K

Das Kabinett des Doktor Parnassus Frankreich/Kanada 2009, R: Terry Gilliam, D: Heath Ledger, Christopher Plummer

„Terry Gilliams neuestes Werk sorgte bereits wegen des verfrühten Todes von Darsteller Heath Ledger für Schlagzeilen. Der Titelheld (Christopher Plummer), der als verschrobener Gaukler durch die Lande zieht, will seine Tochter mit einer Wette aus den Klauen des diabolischen Mister Nick (Tom Waits) erretten. Zum Joker in dem sinistren Spiel werden ein rätselhafter Fremder (Ledger) und ein Spiegel, durch den man in eine seltsame Welt gelangt. Überwältigende surrealistische Bilder, großartige Darsteller und eine märchenhaft-philosophische Story über Glanz und Elend menschlicher Gestaltungsfreiheit machen den Film zum großen Kino-Erlebnis.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Küss den Frosch USA 2009, R: Ron Clements, John Musker

„Prinzessin Tianna ist eigentlich Kellnerin in New Orleans und der Prinz ist pleite. Und überhaupt müssen beide den größten Teil von Ron Clements‘ und John Muskers traditionellem Zeichentrickmusical als verzauberte Frösche verbringen. Dass Tianna überdies die erste afroamerikanische Disney-Heldin ist, macht der Film allerdings nicht zum Thema, sondern präsentiert stattdessen ein Südstaaten-Amerika der 1920er Jahre, in dem es weder Segregation noch Rassismus gibt. Eine Chance wurde hier vertan.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Kutsal Damacana 2 Türkei 2009, R: Korhan Bozkurt, D: Safak Sezer, Aydemir Akbas

„Komödie um den ehemaligen Seemann Fikret, der zu seinem alten Beruf zurückkehrt. Im indischen Ozean wird das Schiff von somalischen Piraten überfallen. Fikret kann entkommen, indem er von Bord springt.“ (film-zeit) H, HB, HH, OS

L

La vida loca - Die Todesgang Spanien/Mexico 2008; R: Christian Poveda, Originalfassung mit Untertiteln

“Das verrückte Leben“ junger Männer in den Slums von San Salvador. Ohne Chance auf einen Job leben sie für Ehre, Rache, Tattoos und Drogen. Während ihre Frauen Babys bekommen, stirbt immer wieder einer dieser „marereros“. Auch Regisseur Christian Poveda wurde vor Kurzem von Gangmitgliedern ermordet, was seinem eindringlichen Report eine beklemmende Note verleiht.“ (Cinema) HH

Lila, Lila Deutschland 2009, R: Alain Gsponer, D: Daniel Brühl, Hannah Herzsprung

„ „Lila, Lila“ erzählt auf charmante Weise das Märchen des bildungsfernen jungen Kellners David (Daniel Brühl), der das intellektuelle Mädchen seiner Träume (sie heißt Marie und wird von Hannah Herzsprung gespielt) nur mit einer Lüge erobern kann. Er gibt sich als Autor eines Romanmanuskripts aus, das er in Wahrheit zufällig in einem Möbel vom Flohmarkt entdeckt hat. Das Buch wird ein Erfolg und David der Darling von Lesern und Medien. Die Sache wird ernst, als ihn ein windiger Bursche (Henry Hübchen) erpresst, der behauptet, er sei der wahre Autor von Davids Bestseller. Der Regisseur Alain Gsponer hat aus dem Erfolgsroman des Schweizers Martin Suter eine überraschend elegante Komödie gemacht, die weder die Buchvorlage noch den angeblich karikierten Literaturbetrieb besonders ernst nimmt. Und Daniel Brühl darf den nettesten Hochstapler-Kinohelden spielen seit Leonardo DiCaprio in „Catch Me If You Can“.“ (Der Spiegel) HH

M

Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander

„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) HH

Mein Herz sieht die Welt schwarz - Eine Liebe in KabulDeutschland/Afghanistan 2009, R: Helga Reidemeister

„.Afghanistan, mal in der Nahperspektive: In ihrer aktuellen Doku „Mein Herz sieht die Welt schwarz“ erzählt Helga Reidemeister von einer Liebe in Kabul. Von Hossein und Shaima, kriegsverletzt der eine und zwangsverheiratet die andere, die gegen den Widerstand ihrer Familien ihre Liebe zu leben versuchen.“ (taz) HH

Mitternachtszirkus USA 2009, R: Paul Weitz, D: Salma Hayek, John C. Reilly

„In der Verfilmung einer Jugendbuchsaga wird ein Schüler zum Vampirassistenten. “Mitternachtszirkus - Willkommen in der Welt der Vampire“ basiert auf dem ersten Band der englischen Jugendbuchserie „Darren Shan“. Leider lässt „American Pie“-Regisseur Paul Weitz deren düster-schräge Grundstimmung nur in der grandiosen Freakshow-Szene aufblitzen und vertraut lieber auf weichgespülte Hollywood-Unterhaltung.“ (Cinema) H, HB, KI

Mit Verlust ist zu rechnen Österreich 1992-1993, R: Ulrich Seidl, D: Paula Hutterová, Sepp Paur

„Nach dem Tod seiner Frau sucht ein Witwer, der in einem kleinen österreichischen Ort an der tschechischen Grenze lebt, aus pragmatischen Gründen eine Nachfolgerin im tschechischen Nachbardorf. Sie gehört zu den wenigen Deutschstämmigen, die nach dem Krieg dort bleiben konnten. Die neuerworbene Freiheit läßt sie nun auf bessere Verhältnisse auch in ihrem Land hoffen. In einer Mischung von Dokumentar- und Spielfilmelementen versucht der Film auf eigenwillige Weise, die Lebenswelten seiner beiden Protagonisten in den Zeiten der „Wende“ zu vermitteln.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Models Österreich 1998, R: Ulrich Seidl, D: Vivian Bartsch, Lisa Grossmann

„Vivian, Lisa und Tanja sind drei Models auf der Suche nach der großen Karriere, Freundinnen und misstrauische Konkurentinnen. Alles dreht sich um ihren Körper, der in einem aus Castings, Fressen, Kotzen und Koksen bestehenden Alltag immer neu hergerichtet und manipuliert werden muss. Ihr einziger Vertrauter ist der Spiegel - durch den die Kamera hindurch filmt. Die Frauen schauen sich darin an und dabei ganz direkt auch die Zuschauer: Mit diesem Kunstgriff lässt Seidl Voyeurismus und Narzissmus unmittelbar zusammentreffen.“ (Kino 46) HB

N

Nanga Parbat Deutschland 2009, R: Joseph Vilsmaier, D: Florian Stetter, Andreas Tobias

„Nanga Parbat“ will neue Höhen des Bergfilms erklimmen, hat dafür aber weder den erzählerischen Atem noch die visuelle Kraft. Regisseur Joseph Vilsmaier scheitert beim Versuch, die Besteigung des Himalaja-Gipfels durch Reinhold und Günther Messner im Jahr 1970 zur Tragödie im Eis aufzubauen. Nervös springt er zwischen Berg und Tal hin und her, nimmt der Expedition mit einer verschachtelten Erzählweise die Wucht und kombiniert naiv elegische Helikopterflüge mit Nahaufnahmen, die sichtbar im Kühlhaus entstanden sind. Er schickt die von Florian Stetter und Andreas Tobias gespielten Helden auf das Dach der Welt - und schleppt sich ihnen mit betulicher Mittelgebirgsmentalität hinterher.“ (Der Spiegel) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS

New Moon - Biss zur Mittagsstunde USA 2009, R: Chris Weitz, D: Kriaten Stewart, Robert Pattinson

„„New Moon - Biss zur Mittagsstunde“ schreibt die Romanze zwischen der liebeskranken Schülerin Bella und ihrem schwermütigen Vampir-Freund Edward fort. In der zweiten Adaption der Bestseller-Reihe von Stephenie Meyer können dem Regisseur Chris Weitz die Gefühle nicht groß genug sein. Wie in „Romeo und Julia“ scheinen die Liebenden aufgrund ihrer Herkunft nie zusammenkommen zu können. Der Verzicht auf jegliche Ironie, für Erwachsene schwer zu ertragen, unterscheidet „New Moon“ von den zahllosen romantischen Komödien der letzten Zeit. Seit Jahren hat kein Film seinen jugendlichen Zuschauern mehr so stark das Gefühl vermittelt, in all ihrem Sehnen und Schmachten ernst genommen zu werden.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

New York, I Love You USA/Frankreich 2009, R: Mira Nair, Shunji Iwai, Yvan Attal, Shekhar Kapur, Fatih Akin u.a., D: Andy Garcia, Natalie Portman

„Episodisch angelegter filmischer „Stadtplan“ New Yorks: Namhafte internationale Regisseure präsentieren Liebesgeschichten, die in verschiedenen Bezirken der Stadt spielen. Dabei geht es großteils nicht darum, das soziale Gefüge der Stadt zu durchleuchten, sondern um eine unterhaltsame Hommage an den (Film-)Mythos New York.“ (filmdienst) BHV, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL

Nokan - Die Kunst des Ausklangs Japan 2008, R: Yôjirô Takita, D: Masahiro Motoki, Tsutomu Yamazaki

„Ein arbeitsloser Cellist kehrt mit seiner Frau in seine Heimatstadt im Norden Japans zurück, wo er einen Job bei einem Bestattungsunternehmen findet, der lukrativ, aber gesellschaftlich geächtet ist. Trotz zahlreicher äußerer wie innerer Widerstände erkennt er in der rituellen Aufbahrung des Leichnams eine Berufung, da die würdevolle Zeremonie eine heilsame Wirkung auf die Hinterbliebenen ausübt. Mit Hilfe einer ins Slapstickhafte spielenden Komik bricht der Film zunächst Berührungsängste vor dem Thema Tod auf und rundet sich dann zur ruhig erzählten, berührenden Reflexion über das Sterben als Teil des Lebens, die Suche nach innerem Frieden und der Aussöhnung mit dem persönlichen Schicksal.“ (filmdienst) FL

Nord Norwegen 2009, R: Rune Denstad Langlo, D: Anders Baasmo Christiansen, Kyrre Hellum

„Ein depressiver Skilift-Wart erfährt, dass seine Ex-Geliebte seit vier Jahren ein Kind von ihm hat. Er bricht in den Norden Norwegens auf, um die beiden zu finden - und um nebenbei den eigenen Lebensmut zu entdecken. Lakonisch entwickeltes (Off-)Road Movie, das sein klassisches Genre-Muster durch den von Absonderlichkeit, aber auch Liebenswürdigkeit geprägten Regionalkolorit erdet und sie mit trockenhumorigen Dialogen, skurrilen Charakteren, eindrucksvollen Totalen und Country-Klängen unterhaltsam belebt.“ (filmdienst) HB, HH, LG

O

Old Dogs – Daddy oder Deal USA 2009, R: Walt Becker, D: John Travolta, Robin Williams

„Zwei Freunde mittleren Alters, beide fröhliche Singles und erfolgreiche Geschäftspartner, werden mit den Kindern konfrontiert, die einer der beiden vor Jahren während einer Blitz-Ehe zeugte. Das Zwillingspärchen mischt das Leben der Junggesellen gehörig auf und verändert deren Einstellung gegenüber Verantwortung und Familie. Während es inhaltlich um eine Reifung der Protagonisten geht, gefällt sich die Inszenierung in einem Dauerfeuerwerk vorwiegend kindischer Gags und Überzeichnungen, etwa durch digitale Effekte, die den Darstellern den Raum zur Entfaltung nehmen.“ (filmdienst) BHV, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Old Joy USA 2006, R: Kelly Reichardt, D: Daniel London, Will Oldham / Originalfassung mit Untertiteln

“Zwei alte Freunde, die vor Jahren in einer Wohngemeinschaft lebten, verabreden sich zu einem Wanderausflug, um eine tief im Wald gelegene heiße Quelle zu finden. Doch schon kurz nach dem Wiedersehen wird deutlich, dass sich beide auseinander gelebt haben und nur noch wenig miteinander anzufangen wissen. Die wortkarge Spannung löst sich, als sie am überwältigenden Ziel ihrer Wanderung angekommen sind. Ein minimalistisch inszenierter Film, der die Entfremdung der Protagonisten auf kontemplative Weise erfahrbar macht und durch Auslassungen und kluge Zurückhaltung mit stiller Schönheit beglückt.“ (filmdienst) HH

Das Orangenmädchen Norwegen/Deutschland/Spanien 2009, R: Eva Dahr, D: Annie Dahr Nygaard, Mikkel Bratt Silset

„Der 18-jährige Georg interessiert sich vor allem für weit entfernte Sterne und Planeten. Diese Leidenschaft verbindet ihn mit seinem früh verstorbenen Vater - eine schmerzhafte Erinnerung, die er aus seinem Gedächtnis gelöscht hat, bis er zum Geburtstag einen Brief erhält, in dem der Vater von seiner Liebe zu einem mysteriösen Orangenmädchen berichtet. Der märchenhafte, in einfachen Bildern erzählte Film basiert auf einem Roman von Jostein Gaarder (“Sophies Welt“).“ (Cinema) BS

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Planet 51 USA 2009, R: Jorge Blanco

„In seiner Ästhetik von einem amerikanischen Produkt nicht zu unterscheidender spanischer Computeranimationsfilm um einen US-Astronauten, der auf einem fernen Planeten eine Welt entdeckt, in der es aussieht wie im Amerika der 1950er Jahre. Die Paranoia der Einheimischen führt zu diversen Verfolgungsjagden, die Freundschaft zum jungen Lem rettet Chuck.“ (tip) H, HB, OS

Porgy & Me Deutschland 2009 , R: Susanna Boehm

„Dokumentarfilm über das New York Harlem Theatre Ensemble, das mit George Gershwins „Porgy & Bess“ durch die Welt tourt. Er begleitet die Künstler bei Auftritten und hinter der Bühne und lässt sie in langen Interviews von ihren Erfahrungen erzählen. Die Dramaturgie leidet dabei an einem bemühten sozialkritischen Diskurs, für den wenig überzeugend ein Konflikt um ethnische Ressentiments konstruiert wird.“ (filmdienst) HH

R

Rio Bravo USA 1959, R: Howard Hawks, D: John Wayne, Dean Martin “Immer wenn mir ein Mädchen gefällt, zeige ich ihr ,Rio Bravo‘, und nur wenn sie den Film mag, kann etwas aus uns werden!“ Quentin Tarantino zollte mit diesem Satz seinem großen Vorbild Howard Hawks Tribut, und noch in ,Kill Bill‘ kann man dessen Einflüsse bemerken, denn Uma Thurman ist als ,The Bride‘ eine Urenkelin von Hawks zugleich femininen und hartgesottenen Heldinnen, die von Angie Dickinson, Lauren Bacall, Katharine Hepburn oder Rosalind Russel verkörpert wurden. Sie beherrschten zwar kein Kung-Fu und warfen höchstens mal mit einem Blumentopf wie Dickinson in ,Rio Bravo‘, aber sie kauften Männern wie John Wayne, Humphrey Bogart oder Cary Grant regelmäßig den Schneid ab. (hip) HH

S

Same Same but different Deutschland 2010, R: Detlev Buck, D: David Kross, Apinya Sakuljaroensuk

„Der junge deutsche Rucksacktourist Ben sucht in Kambodscha Spaß und Abenteuer, doch als er in einer Diskothek in Phnom Penh die einheimische Prostituierte Sreykeo kennenlernt, wird es unerwartet ernst: Es entflammt eine Liebe, die nicht nur gegen die kulturelle Distanz der beiden ankommen muss, sondern die in eine schwere Krise gerät, als Sreykeo Ben ihre HIV-Infektion beichtet. Basierend auf einem autobiografischen Roman erzählt der Film vom Zusammenprall zweier Kulturen mit großer Ruhe und fast ohne Effekte. Die Bilder nehmen sich Zeit; die Charaktere überzeugen.“ (Rheinischer Merkur) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OS

Die Schachspielerin Frankreich/Deutschland 2009, R: Caroline Bottaro, D: Sandrine Bonnaire, Kevin Kline

„Das Leben von Hélène droht in Eintönigkeit zu versinken; weder ihr fader Job als Zimmermädchen in einem Hotel noch ihre Ehe bieten neue Impulse, die halbwüchsige Tochter betont immer wieder, dass sie später nicht so enden will wie ihre nicht gerade reichen Eltern. Doch dann verfällt Hélène einer neuen Leidenschaft: dem Schachspiel. Das „Spiel der Könige“ bietet ihr die Möglichkeit, ungeahnte geistige Ressourcen in sich freizusetzen. Dabei behilflich ist ihr der kauzige Gelehrte Kröger . Sensibel entwickeltes Porträt einer starken Frau, die aus einem festgefahrenen Leben aufbricht, um sich selbst neu zu entdekken.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, OL, OS

Seelenvögel Deutschland 2009, R: Thomas Riedelsheimer

“Der deutsche Dokumentarfilm begleitet Kinder und Jugendliche, die an Krebs leiden, wobei vor allem drei junge Patienten im Mittelpunkt des ergreifenden Films stehen, deren Krankheitsverläufe mittels Parallelmontagen nebeneinander gestellt werden. Dabei wird den Patienten, aber auch ihren Eltern Raum gegeben, um über ihr Erleben, ihre Ängste und Hoffnungen zu reden. Trotz etwas aufdringlich mystifizierender Zwischenschnitte auf Bilder, die das Werden und Vergehen in der Natur zeigen, entsteht daraus ein mutmachender Film, der vor allem durch den unbändigen Lebenswillen der Protagonisten überzeugt.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, KI, LG

Séraphine Frankreich 2009, R: Martin Provost, D: Yolande Moreau, Ulrich Tukur

„Die Biographie der Malerin Séraphine de Senlis ist ein Meisterstück erzählerischen Taktgefühls, das für die rohe Schönheit ihrer expressiven Gemälde ebenso sensibel ist wie für die Unergründlichkeit ihrer Inspiration. Yolande Moreau brilliert in der Titelrolle.“ (tip) GÖ, HB, HH, HLÖ

Sherlock Holmes USA 2009, R: Guy Ritchie, D: Robert Downey, Jude Law

„Werkfern und -fremd: Der legendäre Detektiv als viktorianischer Action-Held, hier dem angeblich toten, aber munter mordenden Lord Blackwood auf der Spur. Robert Downeys Spielfreude und sein exzentrischer wie handfester Holmes sind das einzige Glanzlicht eines murksigen, auf Multiplex gebürsteten Films.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu

„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

SubBerlin Deutschland 2008, R: Tilmann Künzel

„Berlins Ruf als Techno- und Ausgehstadt gründet nicht zuletzt auf einem unglamourösen Club in den Tresor-Räumen des abgerissenen Wertheim-Kaufhauses: dem Tresor, gegründet kurz nach der Wende. „Wir hatten den richtigen Soundtrack, die neue Freiheit zu feiern“, erklärt der Gründer Dimitri Hegemann. „SubBerlin“ zeigt, warum die Hauptstadt mit dem Abriss und Umzug des Tresors eine feste kulturelle Größe verloren hat.“ (taz) HH

Surrogates - Mein zweites Ich USA 2009, R: Jonathan Mostow, D: Bruce Willis, Radha Mitchell

„Der Second-Life-Trend befindet sich im wahren Leben schon auf dem absteigenden Ast, da kommt er mit Filmen wie „Avatar“ oder „Gamer“ im Kino erst richtig an. Auch der Science-Fiction-Thriller „Surrogates“ spielt mit dem Konzept künstlicher Zweitidentitäten außerhalb des eigenen Körpers. In der Welt von morgen lassen die Menschen alle lästigen Tagesgeschäfte von sogenannten „Surrogates“ (Stellvertretern) regeln, die sie nach eigenen Schönheitsvorstellungen oder Vorlieben gestalten. Nie hat es ein Problem mit den synthetischen Doppelgängern gegeben. Bis eines Tages die Ermordung eines Surrogaten den Tod seines realen Besitzers bewirkt, was technisch eigentlich unmöglich ist. “Surrogates“ ist ein durchaus unterhaltsamer Thriller, der seine Action-Anteile aber überraschend vernachlässigt und unentschlossen zwischen Mystery-Elementen und düsteren Zukunftsbeschwörungen im Stil von „Minority Report“ schwankt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS

Sweetgrass USA 2009, Ilisa Barbash, Lucien Castaing-Taylor / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein Gatter, ein Hirte, ein schriller Pfiff, ein einzelnes Blöken, und dann kommen sie, sollen durch das Nadelöhr: Dutzende, Hunderte, bald Tausende Schafe. Sein Publikum macht „Sweetgrass“ schon nach diesem Beginn zum Teil einer Herde, so nah gerät die Dokumentation den schroffen Schafhirten. Das Regieduo Ilisa Barbash und Lucien Castaing-Taylor hat mit „Sweetgrass“ den wortkargen, cowboyesken Hirten im amerikanischen Westen ein Denkmal gesetzt, einer aussterbenden Zunft, und sie wenig verklärt. Es werden nur Originalgeräusche genutzt - tausendfaches Blöken, schneidend laute Schurmaschinen, die vor unfreiwilliger Komik berstende Fluchsalve eines Schäfers, der inmitten seiner Herde enthemmt einen der drolligsten Wutausbrüche fabriziert, die eine Dokumentation vor die Kamera bekommen kann - selbstvergessen, zupackend, dem einundzwanzigsten Jahrhundert trotzend, in der einmal nicht romantisch inszenierten, sondern unbehelligt in ihrer kargen Schönheit belassenen Kulisse des amerikanischen Westens.“ (Frankfurter Allgemeine) H

T

Tierische Liebe Österreich 1995, R: Ulrich Siedl, D: Hubert Scholz, Ernst Schönmann

“Seidl hat nichts vom Wiener Schmäh aber irgendwie klingt alles, was er sagt, sehr freundlich. In „Tierische Liebe“ filmt er Menschen mit ihren Haustieren. Hund, Hase, Meerschweinchen als Objekt der Begierde, als Ansprechpartner, Sklave oder Streichelfell. Eine Art Psychopathologie des Alltagslebens, nur daß es schon einige Filmminuten braucht, bis sich diese Alltäglichkeit einstellt. „Nichts Menschliches ist mir fremd“ könnte als Motto über Seidls Schaffen stehen. Das macht seine Filme so beruhigend und unberuhigend. Beruhigend, weil er, entgegen dem ersten Anschein, kein Panoptikum zeigt, keine Exponate, keine Ausnahmeerscheinungen. Weil sie zur Familie gehören. Beunruhigend, weil Familie halt Familie ist.“ (tip) HB

Triff die Elisabeths! Frankreich 2008, R: Lucien Jean-Baptiste, D: Lucien Jean-Baptiste, Anne Consigny

„Die erfolgreiche Winterkomödie aus Frankreich begleitet eine schwarze Familie aus der Pariser Banlieue, der armen Vorstadt, beim Urlaub in den französischen Alpen. In dem Wintersportnest müssen sich Vater, Kinder und die vitale Oma mit dem latenten Rassismus der Bergbewohner herumschlagen. Dem lebhaften Clan gelingt es jedoch, die Herzen allmählich für sich zu erwärmen. Lucien Jean-Baptistes unterhaltsame Komödie überzeugt durch mitreißende Darsteller. Sie schafft den Slalom zwischen sorglosem Ferienfilm und Sozialkomödie. Dabei wird das Reizthema Rassismus freilich ohne viel Biss angegangen.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

U

Up in the Air USA 2009, R: Jason Reitman, D: George Clooney, Vera Farmiga

„Für seinen Job als Firmenberater in Kündigungsfällen ist Ryan Bingham in „Up in the Air“ 322 Tage des Jahres im Flugzeug unterwegs. Der smarte Posterboy des Frequent Travelling ist von seinem Singleleben aus dem Handgepäck überzeugt. Bis er eine Airport-Liaison mit Managerin Alex beginnt und ihm dämmert: „Jeder Mensch braucht einen Co-Piloten.“ Mit der Verfilmung von Walter Kirns Roman „Mr. Bingham sammelt Meilen“ liefert Jason Reitman (“Juno“) sein bisheriges Meisterstück ab. Der Experte für intelligente Komödien zeichnet in „Up in the Air“ mit symbolisch aufgeladenen Bildern und herrlich gepfefferten Dialogen das Porträt einer globalisierten Geschäftswelt, die aus den Menschen jederzeit austauschbare Einzelkämpfer macht. So spaßig und zugleich ernüchternd ging es in einem Hollywood-Film lange nicht zu.“ (Cinema)

BS, GÖ, H, HB, HH, KI, OL

V

Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre

„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI

Verdammnis Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Noomi Rapace, Michael Nyqvist

“Verdammnis“ ist ganz auf Noomi Rapace zugeschnitten. Mit ihrer geradezu panterhaften physischen Präsenz trägt sie fast den gesamten Film, in dessen Verlauf sie nur ein einziges Mal gemeinsam mit „Millennium“-Mann Mikael Blomkvist zu sehen ist - in einer Szene, die auch den Spannungshöhepunkt des Films darstellt. “Verdammnis“ ist noch intensiver und verstörender als „Verblendung“. Er führt in tiefste Abgründe der menschlichen Existenz, wirkt oft faszinierend und abstoßend zugleich und zeigt, wie eine Frau buchstäblich durch die Hölle geht.“ (Cinema)

BS, FL, HB, HH

Vorstadtkrokodile 2 Deutschland 2010, R: Christian Ditter, D: Nick Romeo Reimann, Fabian Halbig

„Und wieder betätigen sich die Vorstadtkrokodile um Hannes (Nick Romeo Reimann) und seine Freundin Maria (Leonie Tepe) als Detektive. Ein hinterhältiger Sabotageakt muss aufgeklärt werden, um das Schließen einer Fabrik zu verhindern und damit die Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Von dem Kultroman von Max von der Grün bleiben in diesem Sequel um die Abenteuer der legendären Jugendbande nur die Charaktere. Trotzdem erweist sich die Fortsetzung als gelungenes, unterhaltsames Jugendabenteuer mit sozialkritischem Hintergrund. Die punktgenaue Inszenierung macht den Film zur schwungvollen, gut getimten Action-Komödie.“ (Rheinischer Merkur) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

W

Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur

„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, HL, KI

Wenn die Liebe so einfach wäre USA 2009, R: Nancy Meyers, D: Meryl Streep, Alec Baldwin

„„Wenn Liebe so einfach wäre“ , müsste man ja auch keinen Film darüber machen. Doch romantische Komödien sind die Spezialität von Regisseurin Nancy Meyers (“Was das Herz begehrt“), weswegen es in ihrem neuen Werk wieder nur um die Frage geht: Kriegen sie sich, oder kriegen sie sich nicht? Hier stellt sie sich beim in die Jahre gekommenen Ex-Ehepaar Jane und Jake (Meryl Streep, Alec Baldwin). Er war zwar vor zehn Jahren mit einer Jüngeren durchgebrannt, als sich aber ein netter Architekt (Steve Martin) in Jane verguckt, regt sich bei Jake wieder neue Leidenschaft für seine Geschiedene, und er überredet sie zu einer heimlichen Affäre. Das führt zu einigen leidlich originellen, aber charmant und amüsant in Szene gesetzten Verwicklungen und der beruhigenden Erkenntnis, dass Hollywood das ältere Semester noch nicht vergessen hat.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN

Wer ist nicht in der Krise, wenn „der Mann“ in der Krise ist? Vortrag von Ines Kappert, Meinungsredakteurin bei der „taz“, mit Filmausschnitten

„Klarer Fall: das 21. Jahrhundert gehört den Frauen. Wirklich? Was sagen solche Pauschalurteile über Männer und Frauen „an und für sich“ tatsächlich aus? Die Rede vom desorientierten Mann ist so spannend, weil sie so gar nicht unschuldig ist. Ein Streifzug durch das Hollywood-Kino der Jahrtausendwende legt diese komplexe Interessenslage offen.“ (Kino 46) HB

Whatever Works USA 2009, R: Woody Allen, D: Larry David, Adam Brooks

„Woody Allen hat endlich wieder in New York gedreht und erzählt von einem herrlich unbequemen, sarkastischen, pessimistischen Dauernörgler, in dessen Leben mit boulevardesker Turbulenz eine quietschnaive Südstaatlerin und deren bibeltreue Provinzeltern rauschen. Anheimelnd altmodische, durchweg optimistische Komödie, in der Allen mit bissigen Dialogen seine Lieblingsthemen variiert.“ (tip) BHV, GÖ, HB

Wo die wilden Kerle wohnen USA 2009, R: Spike Jonze, D: Catherine Keener, Max Records

„Basierend auf dem Kinderbuchklassiker von Maurice Sendak entwirft Spike Jonze die magisch-poetische Geschichte des kleinen Max (Max Records), der unter seiner Einsamkeit leidet und als Scheidungskind mit seinen Aggressionen nicht nur gegenüber der Mutter ringt. Nach einem Wutausbruch gelangt er auf eine geheimnisvoll-phantastische Insel, auf der er den wilden Kerlen begegnet. In deren abenteuerlicher Welt wird der Junge zum König – und bekommt es mit ganz ähnlichen emotionalen Problemen zu tun, wie sie sein wirkliches Leben prägen. Sensibel-melancholischer Kinderfilm, der mit starken Bildern in die Schattenseiten kindlichen Erlebens eintaucht.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, OL

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen USA 2009, R: Phil Lord, Chris Miller

„Knallbunter, lustiger und intelligenter 3D-Animationsfilm um den Erfinder Flint, der eine Maschine kreiert, die Nahrungsmittel in scheinbar unbegrenzten Mengen herbeischaffen kann. Doch angesichts der Gier der Menschen läuft sie Amok und sucht Flints Heimatinsel mit einem Spaghettitornado heim. Gemeinsam mit der Meteorologin Sam versucht Flint, die Katastrophe zu stoppen.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

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Yahsi Bati - Die osmanischen Cowboys Türkei 2009, R: Ömer Faruk Sorak, D: Cem Yilmaz, Ozan Güven

„Die Westernkomödie des türkischen Regisseurs Ömer Faruk Sorak ist ein weiterer Beleg für die Vielzahl an humoristischen Spielfilmen türkischer Machart, die in den letzten Jahren den europäischen Kinomarkt überziehen.“ (filmreporter) H, KI, OS

Z

Zombieland USA 2009, R: Ruben Fleischer, D: Jesse Eisenberg, Woody Harrelson

„Ein verspäteter Teenager versucht zusammen mit seinem knallharten Begleiter, in den von Zombies beherrschten USA zu überleben. Die Begegnung mit zwei kämpferischen Frauen, die auf der Suche nach einer angeblich Zombie-freien Zone in Kalifornien sind, gerät für die Männer zunächst zum Desaster, doch dann wird aus dem Quartett eine schlagkräftige Reisegruppe. Der Versuch einer Zombie-Komödie scheitert an einer Inszenierung, die jenseits der Abschlachtung von Untoten weder für Komik noch für Suspense Gespür beweist und deren Figuren trotz prominenter Darsteller nur wenig Reiz entwickeln.“ (filmdienst) OL

Zweiohrküken Deutschland 2009, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner

Weit über sechs Millionen Zuschauer verfolgten vor zwei Jahren frenetisch, wie sich die töffelige Kindergärtnerin Anna und der unverbesserliche Womanizer Ludo einen gepfefferten Schlagabtausch in Sache Liebe lieferten. Während sich „Keinohrhasen“ aber an ein Familienpublikum richtete, hat „Zweiohrküken“ erwachsene Kinogänger im Visier. Der Grund: Das Geschlechterchaos strotzt nur so vor deftigen und pikanten Situationen. Nora Tschirners überraschende Riesenbrusteinlage als sprichwörtlicher Männertraum, oder der Riesendödel von Annas Ex Ralf sind nicht gerade etwas für einen Sonntagnachmittagsausflug mit den Kids. Doch trotz aller Schlüpfrigkeiten kommt die Romantik wie schon beim Vorgänger nicht zu kurz - obwohl so manches Kitschklischee am Ende unnötig in die Länge gezogen wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN

2012 - Der Film USA/ Kanada 2009, R: Roland Emmerich, D: John Cusack, Woody Harrelson

„Im Jahr 2012 geht mal wieder die Welt unter. Das allein wäre nicht weiter beunruhigend. Aber die Begeisterung, mit der Apokalypse-Routinier Roland Emmerich (“Independence Day“, „The Day After Tomorrow“) in seinem neuen Science-Fiction-Spektakel Millionen von (computergenerierten) Statisten massakriert, irritiert dann doch. Ein technisch perfekter Overkill im Wortsinn: Erdbeben verschlingen ganze Städte, Vulkane explodieren wie Atombomben, eine riesige Flutwelle spült einen Flugzeugträger bis nach Washington, wo er das Weiße Haus und den schwarzen Präsidenten unter sich begräbt. Da erscheint es nur konsequent, dass der Terrorpilot Mohammed Atta offenbar als künstlerischer Berater in Hollywood weiterlebt: In einer Szene stürzen zwei Hochhäuser in sich zusammen wie am 11. September 2001, ein Flugzeug jagt vorbei. In diesem Chaos versucht ein Schriftsteller seine Familie zu retten, ein Geologe will die Menschheit warnen, Queen Elizabeth bringt ihre Corgis in Sicherheit.“ (Der Spiegel) H, HB