Der Transparente

Jan Philipp Albrecht steckt mitten in einer Schlacht. Einer Lobbyistenschlacht, wie er selbst sagt. Mit seinen 30 Jahren ist Albrecht der jüngste deutsche Europaabgeordnete. Der Grüne aus dem Kreisverband Wolfenbüttel im Südosten Niedersachsens ist Berichterstatter zu den laufenden Verhandlungen der EU-Datenschutz-Grundverordnung: Mit dieser soll ein einheitlicher Datenschutzstandard in allen EU-Mitgliedsstaaten geschaffen werden, der alle Unternehmen betreffen würde, die personenbezogene Daten verarbeiten.

„Das schmeckt vielen großen Unternehmen nicht, besonders aus den USA, die nicht so einen hohen Datenschutzstandard gewohnt sind“, sagt Albrecht. Deswegen versuchten sie Einfluss zu nehmen. „Man wird von der amerikanischen Handelskammer regelrecht belagert“, so Albrecht.

Der gebürtige Braunschweiger steht für Transparenz. Auf seiner Homepage gibt er an, welche Interessengruppen das Gespräch mit ihm gesucht haben. Das fordert er auch von anderen EU-Politikern. „Die Lobbyanfragen kamen zum größten Teil von Unternehmen. Bürger haben ein Recht darauf zu wissen, aus welchen Quellen sich Politiker ihre Urteile bilden“, sagt Albrecht.

Dass Google 145.000 Euro Strafe zahlen muss, weil die Street-View-Fahrzeuge WLAN-Daten gesammelt haben, ist für Albrecht ein Erfolg. „Leider ist es ein Einzelfall. Es zeigt aber, dass Datenschutz durchgesetzt werden kann“, sagt Albrecht. Die Niederlage von Schleswig-Holsteins Datenschützer Thilo Weichert gegen Facebook bezeichnet Albrecht als „genau das Problem“. Denn verloren hat Weichert, weil die Facebook-Server in Irland stehen – wo andere Gesetze gelten.

Seit 2009 ist Albrecht Europaabgeordneter der Grünen, zuständig für Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Er hat Büros in Straßburg, Brüssel, Hannover, Hamburg und Kiel – und kaum Freizeit. Dass er „Opfer seines eigenen Erfolges ist“, würde er nicht sagen: „Ich will ja auch, dass meine Arbeit wahrgenommen wird.“  LIN