Rückzug von den Flintenbrüdern

Lange stritt sich Schleswig-Holsteins Landesnaturschutz-Beauftragter Roger Asmussen, CDU, mit dem amtierenden CDU-Umweltminister von Boetticher über die Jagd auf Marderhund oder Waschbär. Nun ist Asmussen zurückgetreten

Dass ausgerechnet ein ehemaliger Minister der Barschel-Regierung unter den Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein „höchsten Respekt“ erntet und die Grünen im Landtag „tief beeindruckt“, ist ungewöhnlich. Roger Asmussen hat das geschafft – mit seinem Rücktritt.

Der CDU-Mann, ehemals Finanzminister und später aktiver Eulenschützer, war vom 23. Juni vergangenen Jahres bis 2. Januar 2006 Landesnaturschutz-Beauftragter in Schleswig-Holstein: ein Ehrenamt, dessen Inhaber sich für die Belange der Natur einsetzen soll. Das hat Asmussen versucht, wollte dann aber die Politik seines Parteifreundes, Schleswig-Holsteins Landwirtschafts- und Umweltminister Christian von Boetticher, nicht mehr mittragen.

In der offiziellen Erklärung des Ministeriums heißt es, Asmussen sei gegangen, weil er keinen eigenen Stab erhielt. „Eine Unverschämtheit“ nennt der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Karl-Martin Hentschel, diese Begründung: Umweltminister von Boetticher habe Asmussens „hochpolitische und moralische Erklärung“ auf eine Personalfrage reduziert. Denn in Wahrheit ging es um die Beschlüsse des Boetticher-Hauses, vor allem um die neue Landesjagdverordnung, die Ende Oktober trotz großer Proteste in Kraft trat. Die Verordnung enthält eine Liste der Tiere, die in Schleswig- Holstein abgeschossen werden dürfen – darunter eher unverdächtige und wenig verdauliche Arten wie Höckerschwan, Nilgans, Marderhund oder Waschbär. Ein zweiter Streitpunkt zwischen dem Minister und dem Naturschutzbeauftragten ist eine Kormoranverordnung, die den Abschuss auch dieser Tiere erlauben soll.

„Wäre es nach Asmussens fachlich untermauerten Argumenten gegangen, wären beide Verordnungen unterblieben“, meint Konrad Nabel, umweltpolitischer Sprecher der SPD, bekanntlich Koalitionspartnerin der CDU. Asmussen habe in seiner Amtszeit „Standfestigkeit bewiesen“, lobt Nabel und droht in Richtung CDU: „Der SPD sind die Position und die Aufgaben des Naturschutzbeauftragten sehr wichtig.“ Sie sollten auch in Zukunft „nicht an Weisungen gebunden“ sein.

Wie das aussieht, ist bisher offen. Das Boetticher-Ministerium teilt mit, dass der bestehende zwölfköpfige Beirat des Beauftragten die Arbeit weiterführt, bis ein Nachfolger ernannt ist. Doch SPD, Grüne und SSW – die ja mal gemeinsam regieren wollten und rechnerisch immer noch die Mehrheit im Landtag haben – sprechen sich dafür aus, das Beauftragten-Amt direkt an den Landtag anzubinden. Der Nachfolger von Asmussen könnte dann noch lauter quer schießen, wenn der Jagd-Minister die nächsten Tierarten ins Visier nimmt. Esther Geißlinger