Netter Flugbegleiter

Während der Norweger Lars Bystøl sein erstes Weltcup-Springen gewinnt, landet Georg Späth als bester Deutscher nur auf Rang dreizehn

AUS INNSBRUCKKATHRIN ZEILMANN

Es fällt viel Schnee dieser Tage in den Alpen, weshalb viele Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt sind und das Fortkommen auf den übrigen Wegen kein Vergnügen ist. „Das muss man bedenken“, sagt Klaus Taglauer, Pressechef der Vierschanzentournee. Er muss erklären, warum das Interesse an den fliegenden Männern abgenommen hat. Für das Innsbrucker Bergisel-Springen sind vorab nur 7.000 Karten abgesetzt worden, man musste hoffen, dass sich am Tag des Springens spontan noch viele Leute entschließen, zum Skispringen zu kommen. Taglauer findet, dass die schlechten Straßenverhältnisse viele davon abhalten, nach Innsbruck zu fahren.

Es gab Zeiten, da standen junge Mädchen im Morgengrauen bei eisiger Kälte an den Schanzen, um sich die besten Plätze zu sichern. Verschneite Straßen hätten sie in Kauf genommen. Ihnen war es egal, dass sie Erkältungen riskierten, schließlich ging es darum, Sven Hannawald und Martin Schmitt zu bejubeln. Der eine ist nicht mehr dabei, der andere springt hinterher und die anderen DSV-Hüpfer machen es kaum besser. In Innsbruck kam Georg Späth als bester Deutscher auf Platz 13, distanziert vom Sieger Lars Bystøl und dem Zweitplatzierten Jakub Janda aus Tschechien.

In diesen Tagen müssen die Veranstalter froh sein, wenn sich die Ränge rund um die Schanze überhaupt einigermaßen füllen. Und der Fernsehsender RTL muss sich dankbar schätzen, wenn die Einschaltquoten trotz fehlender deutscher Erfolge nicht absacken. Von weit über 10 Millionen Zuschauern, die einst jeden Sprung von Hannawalds Vierfachtriumph verfolgten, sind rund 6 Millionen geblieben.

Wenn Späth springt, beginnt an der Schanze niemand zu kreischen. Es brach bisher auch kein lauter Jubel aus, als er sprang. Der Oberstdorfer gilt als begabter Springer mit optimalen Hebelverhältnissen. Eigentlich müsste er jetzt, mit fast 25 Jahren, einen Schritt nach vorne tun, um dem Talent, das ihm nachgesagt wird, gerecht zu werden. Aber Späth stagniert. 2004 und 2005 ist er beim Neujahrsspringen jeweils Dritter geworden und hat mit diesen einzigen Stockerl-Plätzen bei der Tournee in den vergangenen beiden Jahren die deutsche Bilanz aufpoliert. Dass er in diesem Jahr nur Neunter geworden ist, fiel niemanden weiter auf. Michael Uhrmann, in die Rolle des gefragten Vorfliegers geschlüpft, stellte fest: „Der Georg Späth hat es gut, er ist schon lange auf seinem Zimmer.“ Und hat seine Ruhe.

Uhrmanns Mannschaftskollege hat es geschafft, dass ihm während der Tournee kaum Beachtung geschenkt wird. Späth ist diese Situation nicht unrecht, seinen Bekanntheitsgrad definiert er darüber, dass er in seiner Heimat Oberstdorf angesprochen wird, wenn er beim Bäcker Brötchen kauft. Nur Trainer Peter Rohwein ärgerte sich, weil Späth eine falsche Einstellung an der Bindung vorgenommen und deshalb seinen Sprung in Garmisch verpatzt habe. Rohwein schimpfte sogar öffentlich, Georg Späth sagte einen Tag später: „Na ja, ich bin mir nicht bewusst, dass da ein Fehler war. Ich habe doch noch weitere Chancen auf gute Ergebnisse.“

Überhaupt sagt Späth meist nur vage Dinge. Mit seiner Leistung ist er häufig zufrieden, manchmal auch nicht. Seit Jahren gibt er als Zielsetzung an, Konstanz finden zu wollen. Späth ist ein blasser junger Mann, der nicht viel Wert auf Profilierung legt. Trainer Rohwein bemerkte, dass seinem Schützling der absolute Siegeswille fehle, doch wachgerüttelt wird Späth dadurch nicht. „Ich kann nichts erzwingen“, sagt er. Das kann auch Martin Schmitt nicht. Das letzte Springen in Bischofshofen sagte er ab.