Werbung nicht für alle

WELTANSCHAUUNG Hamburger Hochbahn wollte nicht, dass der Humanistentag mit dem Slogan „Gut ohne Gott“ in der U-Bahn wirbt – jetzt rudert sie zurück

VON ILKA KREUTZTRÄGER

In der kommenden Woche findet in Hamburg zeitgleich zum Evangelischen Kirchentag der Deutsche Humanistentag statt – aber die Humanisten haben es mit der Werbung für ihre Veranstaltung ungleich schwerer.

Mit ihrem Slogan „Gut ohne Gott – Auf den Menschen kommt es an“ wollten sie auf den Monitoren in den U-Bahnen werben – an vier Tagen zu einem Preis von insgesamt 1.000 Euro. Aber die Hochbahn stornierte den Vertrag, weil die Humanisten nicht auf die Zeile „Gut ohne Gott“ verzichten wollten. „Erfahrungsgemäß beschweren sich viele Fahrgäste über so eine Werbung“, begründet Hochbahn-Sprecherin Maja Weihgold diese Entscheidung, ohne konkrete Beispiele nennen zu können.

Auch Marc Sausen, Pressesprecher des für die Werbung in der Hochbahn verantwortlichen Unternehmens, nennt den Slogan der Humanisten „schon eine provokative Herangehensweise“, die Beschwerden nach sich ziehen könne. „Die Hochbahn hat uns gebeten, diesen Slogan zu verhindern“, sagt Sausen.

„Es war alles unter Dach und Fach und plötzlich kam die Absage“, sagt Konny Neumann, Vorsitzender der Stiftung „Geistesfreiheit“ und Initiator des Humanistentages. „Der Kirchentag darf auf den Monitoren der U-Bahn werben, es ist nicht einzusehen, dass uns das verwehrt werden soll.“ Er wendet sich an die Presse, denn Religionsfreiheit dürfe es nicht nur auf dem Papier geben. Jetzt rudert die Hochbahn doch zurück und Weihgold spricht von einem kommunikativen Missverständnis.

Man habe die Humanisten lediglich gebeten, zu überlegen, ob der Slogan nicht verändert werden könne. „Als sich auf unsere Anfrage niemand zurückmeldete, haben wir ohne weitere Debatte eine Absage erteilt“, sagt Weihgold. „Das war ein Fehler und wir werden jetzt das Gespräch suchen.“ Aber Werbung sei ein ganz heißes Feld und da müsse man vorsichtig sein.

Bei der Werbung für den Kirchentag liege die Sache anders. „Das ist eben ein Mega-Event für die Stadt mit enormen Auswirkungen auf den Nahverkehr“, sagt Weihgold. Die Hochbahn sei darum früh in die Planung einbezogen worden. Außerdem sei die Werbung für dieses Event auf den U-Bahn-Monitoren ein Veranstaltungshinweis – und das sei unstrittig, anders Werbung für religiöse Themen oder Frauen-in-Bikini-Spots. „Aber letztlich ist auch der Humanistentag eine Veranstaltung und wir gehen davon aus, dass wir uns einigen werden“, sagt Weihgold.