taz.am wochenende

Eine neue Zeitung, da geht’s rund

■ betr.: taz.am wochenende,taz vom 20./21. 4. 13

Ich will meine alte taz zurück. Die fundamental neue Erkenntnis, dass die Menschen am Wochenende mehr Zeit und Muße zum Lesen haben, scheint mir kein ausreichender Grund zu sein, sie mit ausgedachtem Livestylekäse in Überlänge zu langweilen. Polyamor? BHs? Ich stimme mit Constantin Seibt vom Zürcher Tages-Anzeiger darin überein, dass sich die Rolle der Nachrichten verändert hat. Für das Was, Wer, Wann, Wo brauche ich keine Zeitung, aber für das Warum. Ich lese sie tatsächlich noch beim Frühstück. Ich suche Aha-Erlebnisse. Ich will Hintergrund. STEPHAN KÜHNRICH, Dahlewitz

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Glückwunsch, als die relaunchte Wochenend-Ausgabe immer näher kam und ich sie schließlich am Samstag in den Händen hielt, habe ich schon überlegt, ob es möglich wäre, mein Voll-Abo auf ein Montag–Freitag-Abo zu reduzieren. Aber die Befürchtungen waren wohl meiner konservativen (oder eher: trägen) Grundhaltung und der Erfahrung mit dem Relaunch der Frankfurter Rundschau geschuldet.

Was ich dann zu lesen bekam, war erfrischend fürs Wochenende und hintergründig genug für den Geist. Und auch der Spagat zur ins Wochenende drängenden Aktualität ist euch gelungen.

JÜRGEN JUNG, Albisheim

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Ich will meine richtige tageszeitung am Wochenende zurück! Ich habe die taz abonniert, um jeden Tag eine Tageszeitung zu haben, die mir die wichtigsten politischen Nachrichten liefert, Tag für Tag, also auch am Sonnabend. Wann erfahre ich zukünftig etwas über die Geschehnisse am Freitag? Eine bunte Wochenendzeitung benötige ich nicht. Alles, was ich befürchtet habe und ihr angedroht habt, ist leider eingetroffen: keine aktuellen Nachrichten mehr, einzig fünf dpa-Meldungen auf Seite 2, dann lange nichtssagende Texte, ab und zu seitenfüllende Bilder; wenn euch gar nichts mehr einfällt, Homestorys über grüne Politprominenz usw. Ihr macht es einem schwer, euch treu zu bleiben. ANDREAS WELLER, Braunschweig

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liebe tazlerinnen und tazler, da ist euch eine tolle wochenendausgabe gelungen! vielen dank! die menge an nachrichten reicht mir völlig aus, ich habe das gefühl, von nachrichten überall verfolgt zu werden, hier finde ich eine auswahl. die titelgeschichte habe ich verschlungen, die war einfach toll geschrieben und berührte mich sehr. habe nach der lektüre viel mit freunden darüber geredet. wir alle leben in zweierbeziehungen und sehnen uns doch nach was anderem. ihr habt eine große vielfalt an lesenswerten texten gebracht, vor allem im hinteren teil, der besuch bei den leuten in bayern war spitze, davon wünsche ich mir mehr. nicht immer die großkopferten, sondern auch mal normale leute! und diese sportarten, die olympisch werden wollen – köstlich! also vielen dank und weiter so, vielleicht bin ich bald regelmäßige leserin! MARION GERDEL, Köln

■ betr.: taz.am wochenende, taz vom 20./21. 4. 13

Tja, das war’s dann wohl. Meine Frau hat sich seinerzeit den Formatwechsel der Frankfurter Rundschau mit der damit verbundenen Reduzierung der tagesjournalistischen Qualität eine Weile angeschaut und ist dann zur Süddeutschen gewechselt – wie offenbar viele andere auch. Und jetzt mir taz-Abonnenten seit 25 Jahren das: eine Tageszeitung, die nur noch an fünf Tagen pro Woche Tageszeitung ist. Wenn ich eine Wochenzeitung will, kaufe ich mir eine. Tue ich aber nicht, denn die Hintergrundberichte und langen Texte der taz unter der Woche lese ich sowieso erst am Wochenende. Der Verlust an Nachrichtenplatz durch die grafische Umgestaltung der Seite 1 vor einigen Jahren war schon eine Zumutung: Hübsch zwar, aber will ich wirklich für etwas bezahlen, das ich in drei Sekunden hinter mich gebracht habe?

Dadurch, dass die taz am Wochenende nur noch schlappe zwei Seiten Nachrichten hat, muss ich mir samstags noch eine „richtige“ Tageszeitung extra kaufen. Ich warte noch ein, zwei Monate ab – solltet ihr dann nicht wieder zur Vernunft gekommen sein, wird die taz für mich Vergangenheit sein.

WILLY HERBOLD, Göttingen

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Normalerweise falle ich Leuten, die genug zu tun haben, nicht mit Leserbriefen lästig. Da meine Genossenschaft aber dazu eingeladen hat, jetzt ausnahmsweise doch.

Bis vor wenigen Jahren habe ich am Wochenende keine Zeitung gelesen. Die demokratische Informationspflicht schien mir mit den Montag–Freitag-Tageszeitungen – von Anfang an fast immer die taz – erfüllt, am Wochenende wollte ich Ruhe haben. Vom Gegenteil überzeugt hat mich die sonntaz. Sie hat mich oft bis weit in die nächste Woche hinein beschäftigt und erfreut.

Reformbedarf habe ich keinen gesehen und bin deshalb froh, dass Ihr Relaunch so ausgefallen ist wie die meisten: Heidenarbeit und große Aufregung für die Betreiber, wenig Unterschied für die Leser. Dieselben Leute schreiben über dasselbe; ob etwas länger oder kürzer, in anderer Reihenfolge und unter anders gesetzten Überschriften, interessiert nur Journalisten. Zu loben ist also, ohne Ironie oder Polemik, das wahrscheinlich ungewollte „Weiter so!“. Zu tadeln sind, bei gesalzener Preiserhöhung, die Striche: kein Stührwoldt! Keine Maier! Keine Gaus! Keine Seyboldt! Kein Peters! Keine Trau! Kein verboten! Wenigstens „Die eine Frage“ ist geblieben, ein Genuss wie immer; aber dass der Chefreporter weiterkolumnieren darf, während den Domestiken und Freien der Platz entzogen wird, kommt bei taz-Lesern miserabel an. So viel weniger für so viel mehr. Bei Reclam kostet „Faust – Der Tragödie erster Teil“ in gewohnt vorzüglicher Editionsqualität 2,10 Euro. MICHAEL SCHWEIZER, München

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Das Geklapper im Vorfeld, innerhalb und außerhalb der taz hat anderes angekündigt und bei mir auch andere Erwartungshaltungen geweckt. „Dicker“, „gemütlicher“, mit dem „Charakter einer Wochenzeitung“, mit mehr Inhalt und neuen Perspektiven waren die Botschaften. In den Händen halte ich weiter 40 Seiten, Seite 1 ist Seite 1 und die gewohnte sonntaz (mit kosmetischen Anpassungen) findet sich von S. 17 bis 40. Also müsste die neue Musik zwischen S. 2–16 spielen. Doch weit gefehlt! Bisherige Kurzmeldungen durch größere Bilder und etwas längere Texte zu ersetzen, wirkt eher hilflos. Den konzeptionellen Ansatz zu finden, bedarf einiger Fantasie, und wer mehr Perspektiven und/oder Substanz sucht, braucht eine rosarote Brille. Bei dem mir vorliegenden Ergebnis frage ich mich, worüber gestritten wurde.

Ich teile die Einschätzung (verändertes Leseverhalten, mehr Zeit am Wochenende), begrüße die Ableitungen und wäre auch bereit, für ein entsprechendes Ergebnis (aufwendiger) mehr zu bezahlen. Das vorliegende Ergebnis jedoch, das einen Substanzzuwachs von nahezu 0 (in Worten: null) Prozent generiert mit einem Preisaufschlag von annähernd 40 Prozent zu versehen, ist für mich Ausdruck von Selbstgefälligkeit oder schnöder Arroganz. Mir ist klar, dass dies hart klingt, aber so kommt es bei mir an. FRIEDRICH LÖMKER, Montabaur

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Hier scheint mir ein Riesenmissverständnis vorzuliegen. Weil ich nur am Wochenende Zeit habe, Zeitung zu lesen, heißt das noch lange nicht, dass ich mit irgendwelchem seichten Kram zugeballert werden möchte. Für mich heißt das, dass ich mir für eure anspruchsvollen politischen Artikel mit Hintergrundinformationen Zeit nehmen möchte, über Länder, die sonst so nicht vorkommen. Ich möchte interessante Rezensionen lesen. Aber was interessiert mich, ob andere finden, dass man BH tragen soll? Und: Wird die taz jetzt jeden einzelnen Menschen im Lande interviewen und vorstellen? Bitte nicht!

Bitte, bitte! Hebt euch vom Rest der Blätter ab! Kehrt wieder zur Substanz zurück. Sonst werde ich mich auch am Wochenende nur über National Public Radio informieren können. INA PFITZNER

An jedem Samstag erscheint nun die taz.am wochenende, mit weniger Nachrichten vom Freitag und mehr Reportagen und Analysen zur vergangenen und zur kommenden Woche. Wir hatten viele positive Reaktionen, die wir gerne zur Kenntnis nehmen.

Kritik ist aber auch spannend, deshalb veröffentlichen wir hier hauptsächlich Argumente der Kritiker. Uns interessiert vor allem, wenn Sie konkrete Bemerkungen zu einzelnen Artikeln, Seiten oder Formaten haben. Ein Beispiel wäre die Titelseite der Sonntaz, da reichte es von „Platzverschwendung, wo ist der Text?“ bis zu „Ein mutiger Versuch, Politik und Gefühl nur mit einem Bild auszudrücken“.

Was denken Sie über die neue Zeitung? Schreiben Sie an briefe@taz.de.

Reiner Metzger, taz-Chefredakteur