Jukebox

Ewige Weisheit weiß, dass die Kids einig sein müssen

Hat man ein gewisses Alter erreicht, kann es einem passieren, dass einem plötzlich unvermittelt die eigene Jugendzeit auf den Tisch flattert. Das heißt dann „Riot Radio“ und ist das Re-Issue des Debütalbums von ZSK. Das Wörtchen Re-Issue und vor allem die Musik auf der CD führen allerdings in die Irre: Denn mitnichten hat man es hier mit einer verschütteten Legende von 1977 zu tun, die nun digital aufbereitet aus dem Dunkel der Vergessenheit gerissen werden soll. Nein, das hört sich nur so an.

Stattdessen handelt es sich hier um die neuerliche Veröffentlichung einer Platte von 2002. Nun darf man sich entscheiden: Soll man stolz sein, dass die eigene Jugendkultur so zeitlos geworden ist, dass nahezu zwei Generationen später junge Menschen sich immer noch damit identifizieren können und versuchen, sie möglichst detailgetreu nachzustellen? Oder ist man lieber ernsthaft erschüttert, dass man schon so altfurzsackmäßig alt geworden ist, dass einen so ein paar Jungschnösel links überholen?

Denn ZSK begnügen sich glücklicherweise nicht damit, nur ein paar flotte und möglichst ungehobelte Gitarrenriffs mit mal englischem, mal deutschen, aber immer rausgekotztem Gesang zu kombinieren, sondern reaktivieren auch noch die politische Dimension von Punk. Fröhlich gründen sie ihren eigenen Staat, der aber kein Staat ist, schließlich ist man noch überzeugter Anarchist. „Nationalstaat und Religion“ werden zur Hölle geschickt, der Kapitalismus verdammt und den Faschisten „kein Fußbreit“ gegönnt. Und schließlich, als seien die letzten drei Jahrzehnte nicht passiert, wird noch mal der alte Schlachtruf „If the kids are united“ renoviert: „One day, one day“, grölen sie, dass einem alten Herrn ganz sentimental werden kann, „the kids will reunite“.

Zu den wenigen Innovationen, die sich ZSK gönnen, gehört ein leicht modernisiertes Erscheinungsbild: Stachelhaare und Nietengürtel werden ergänzt um Skateboard und Sneakers, und die politische Arbeit findet natürlich längst vorzugsweise elektronisch statt. Auf der Website (www.skatepunks.de) wird nicht nur für eine vegane Lebensweise geworben und von den Aufnahmen zur neuen Platte eifrig ein Tagebuch gebloggt, sondern vor allem Aktivisten und Aktionen vernetzt, was die Link-Liste hergibt. Immerhin versichern sie, noch regelmäßig auf Demos zu gehen.

Puuh, also doch noch alles beim Alten bei den Jungen, irgendwie. THOMAS WINKLER