DAILY DOPE (429)

Was für eine Drohung! Das Bundesinnenministerium, Deutschlands oberster Leistungssportförderer, hat angekündigt, eventuell 200.000 Euro Fördergelder, die für das Jahr 2008 ausgezahlt worden sind, zurückzufordern. Es will damit die Sportfachverbände bestrafen, die im Antidoping-Kampf geschludert haben, so steht es in einer Pressemitteilung des für Sport zuständigen Parlamentarischen Staatssekretärs im Innenministerium Christoph Bergner.

Gerade prüft Bergner zusammen mit dem Bundesverwaltungsamt, das über die Auszahlung und Verwendung von Zuschüssen an die Verbände wacht, die Antidoping-Berichte für das Jahr 2008. 60 Berichte wurden gelesen, bei 19 Verbänden habe man Mängel festgestellt. „Dabei handelt es sich um – vielfach formale – Verstöße, die zum Beispiel in der nicht ausreichenden Umsetzung des Nada-Codes in den Satzungen, fehlerhaften Antidopingklauseln in den Arbeitsverträgen der Beschäftigten oder der unzureichenden Durchführung von Wettkampfkontrollen lagen.“ 200.000 Euro bezeichnet das Innenministerium als Summe „möglicher Rückforderungen“. Doch ob das Geld überhaupt kassiert wird, ist ungewiss. Zunächst sollen die betroffenen Verbände, deren Namen nicht genannt werden, noch einmal angehört werden.

Gefördert wurde der Sport im Jahr 2008 vom Innenministerium übrigens mit 143 Millionen Euro. 200.000 Euro werden nun – vielleicht – zurückgefordert. 1,4 Promille der Fördersumme. Jeder der 19 betroffenen Fachverbände müsste etwas mehr als 10.000 Euro zurückzahlen, sollte auf alle die gleiche Forderung zukommen. Als große Abrechnung kann man das nicht gerade bezeichnen.

Wenn es darum geht, einen Verband richtig hart zu bestrafen, dann kann sich der Sport ohnehin auf die Rückendeckung der Politik verlassen. Ein Antrag der Grünen im Sportausschuss des Bundestags, dem Bund Deutscher Radfahrer wegen mangelhafter Dopingbekämpfung die Hälfte der Fördermittel von 2,6 Millionen Euro zu streichen, hatte in der letzten Legislaturperiode nicht den Hauch einer Chance. ARUE