Blöde Fragen

War es das schlechte Gewissen, das ihn plagte und Uli Hoeneß zur Selbstanzeige trieb, oder doch eher die Angst, bald aufzufliegen? Nach Informationen des Spiegels plante der Bayern-Manager bereits vor Weihnachten, die bayerischen Finanzbehörden über die Existenz seines Kontos bei der Zürcher Bank Vontobel in Kenntnis zu setzen. Wegen der Feiertage und eines Urlaubs seines Steuerberaters kam es nicht dazu. Schnell ging es dann allerdings, als Hoeneß Anfang Januar ein Anruf eines Bankmitarbeiters erreichte, der ihn über die Recherchen eines Stern-Reporters nach einem Prominenten im Sportbereich in Kenntnis setzte: „Da stellt einer blöde Fragen, nur dass Sie es wissen.“ Danach habe Hoeneß’ Steuerberater in wenigen Tagen eine Selbstanzeige erstellen müssen. Die Anzeige sei plausibel, aber nicht detailliert genug gewesen, sodass Hoeneß erst im März nach der Untersuchung seiner Villa am Tegernsee eine nachgebesserte Version vorlegte – für die erhoffte Straffreiheit womöglich zu spät. Andererseits kann Hoeneß womöglich auf eine ihm wohlgesinnte bayerische Justiz hoffen. Wie der Focus berichtet, haben die bayerischen Behörden bereits im Sommer 2012 vom Schweizer Konto und den nicht versteuerten Aktien- und Devisengeschäften erfahren. Der Name des Präsidenten tauchte demnach auf einer Steuer-CD auf, die das Land Nordrhein-Westfalen im August erworben und dann an die Kollegen in München weitergeleitet hatten. Ein Ermittlungsverfahren eröffnete die Staatsanwaltschaft dennoch erst nach Honeß’ Selbstanzeige im Januar. Doch untätig blieben die Ermittler seitdem nicht. Nicht nur das Privatanwesen und Hoeneß’ Büro an der Säbender Straße wurden durchsucht, auch soll das Telefon des 61-Jährigen von den Fahndern angezapft worden sein.