Berlin forscht nicht nur an Unis

WISSENSCHAFT Durch Forschung jenseits von Universitäten fließen 871 Millionen Euro pro Jahr in die Stadt. Senatorin will mehr Förderung

18.000 Menschen beschäftigen die Institute, indirekt sorgen sie für weitere 9.400 Jobs

In Berlin arbeiten 27.400 Menschen und damit knapp 2 Prozent aller Beschäftigten direkt oder indirekt in der außeruniversitären Forschung. Das ist Ergebnis einer Studie der Technologiestiftung Berlin (TSB). „Damit ist die außeruniversitäre Forschung in Berlin an Größe und Wirkung mit einer Industriebranche vergleichbar“, sagte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) am Montag.

67 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gibt es demnach in der Stadt, darunter allein 15 Institute der Leibniz-Gemeinschaft wie etwa das für Gewässerökologie und Binnenfischerei oder das für Molekulare Pharmakologie, wo Grundlagen der Arzneimittelentwicklung untersucht werden. Außerdem zählen etwa das 2012 eröffnete und maßgeblich vom Konzern Google bezahlte Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung zu der Gruppe. 18.000 Menschen beschäftigen die Einrichtungen, für weitere 9.400 Jobs sorgen etwa Aufträge aus deren Etats, die insgesamt 1,8 Milliarden Euro umfassen. 871 Millionen davon sind Personalausgaben, die direkt für Jobs in der Stadt sorgen. Letztere Ausgaben sind zwischen 2001 und 2010 bei den Forschungsinstituten viermal so stark gestiegen wie in der Gesamtwirtschaft – ein Indikator für die gewachsene Bedeutung Berlins als Wissenschaftsstandort.

Das wiederum ziehe Unternehmen an, sagt Yzer: „Die vielfältige Wissenschaftslandschaft ist oft ein entscheidender Faktor, um hierher zu kommen.“ Deshalb wollen TSB und Senat mit der Studie die Bedeutung der außeruniversitären Forschungsförderung durch das Land hervorheben. Allerdings relativiert sich diese im Vergleich zu anderen Gebern: 2010 steckte Berlin laut Studie 132 Millionen Euro in die außeruniversitären Einrichtungen und sorgte damit für rund ein Fünftel von deren Einnahmen.

Damit stehen öffentliche und privatwirtschaftliche Wissenschaftsförderung in Berlin im Verhältnis zwei zu eins. Eine Umkehr dieser Realation wünscht sich Senatorin Yzer: „Aber nicht, um öffentliche Gelder zu sparen, sondern um noch viel mehr Mittel in die Forschung stecken zu können.“ SEBASTIAN PUSCHNER