Eine Stimme der Ost-Linken

Auf einmal hat das Murren in der Ost-Linken gegen die designierte Doppel-Doppelspitze einen Namen. Matthias Höhn, seit 2005 Landesvorsitzender der Linken in Sachsen-Anhalt, sieht in dem vorgeschlagenen Personaltableau „keinen wirklichen Konsens“, sagte er der SZ. Höhn zweifelt insbesondere am Funktionieren eines Tandems in der Bundesgeschäftsführung, die in eine Hand gehöre.

Überraschend kommt diese Kritik nicht. Zwar dankte Höhn respektvoll Oskar Lafontaine, ohne den es die Linke nicht gegeben und ohne den sie ihre Wahlerfolge nicht erzielt hätte. Weit emotionaler aber fiel Höhns Bedauern eine Woche zuvor über den Rücktritt von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch aus. Dieser sei aufgrund von „absurden Schuldzuweisungen und Unterstellungen“ erfolgt. Die Partei müsse sich fragen, ob es klug war, auf den Organisator der zurückliegenden Erfolgswahlkämpfe zu verzichten. Beide wollten 2002 nach der Niederlage bei der Bundestagswahl schon einmal gemeinsam für den PDS-Vorstand kandidieren, scheiterten aber, bevor es Höhn 2007 dann in den Linken-Bundesvorstand schaffte. Beide verbindet ein eher gemäßigtes, pragmatisches Denken. Für Höhns Linie gab es deshalb 2006 schon einmal Schelte vom großen Vorsitzenden Lafontaine. Auch mit Landtags-Fraktionschef Wulf Gallert lag Höhn, der Mitglied im Forum Demokratischer Sozialismus der Parteirealos ist, programmatisch zeitweilig über Kreuz. Andererseits stimmte Höhn 2009 als Einziger gegen den Haushaltsbeschluss seiner Partei, weil die Fraktion kostenlose Kitas für nicht finanzierbar hielt.

Auf eine solide Zustimmung seiner Landespartei kann sich der erst 34-jährige Rotschopf aber stets verlassen. Noch als Gymnasiast trat der in Stolberg im Harz geborene Höhn der PDS bei. Bis 2004 studierte er an der FU Berlin Publizistik, Kommunikationswissenschaften und Slawistik. Sein erklärtes Ziel ist eine Regierungsbeteiligung der Linken nach der Landtagswahl 2011. Manchmal scheint es, als müsse er seine zwar relativ homogene, aber in der Opposition recht bequem eingerichtete Landespartei erst davon überzeugen.

MICHAEL BARTSCH

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