Nonnenmacher wird der Prozess gemacht

HSH NORDBANK Ehemaliger Top-Manager soll Geschäfte abgezeichnet haben, die der Bank laut Staatsanwaltschaft 160 Millionen Euro Schaden einbrachten. Weiterer Vorwurf: Bilanzfälschung

Aus Sicht der Ermittlungsbehörde ist der HSH-Vorstand „ein unvertretbares Risiko eingegangen“

Der frühere HSH-Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher kommt in Hamburg vor Gericht. Sein Anwalt Heinz Wagner bestätigte am Dienstag, dass „das Landgericht die Anklage gegen die ehemaligen Vorstände der HSH Nordbank zur Hauptverhandlung zugelassen“ hat. Beginn der Hauptverhandlung soll laut Wagner Mitte Juli sein. Das Hamburger Landgericht hat die Anklagezulassung bislang allerdings noch nicht offiziell bestätigt.

Neben Nonnenmacher müssen sich noch fünf weitere Ex-Vorstandsmitglieder der Bank vor Gericht verantworten. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte im Januar 2012 Anklage gegen die sechs Manager erhoben. Hauptanklagepunkt: Veruntreuung von Bankvermögen in einem besonders schweren Fall.

Dabei geht es vor allem um ein Geschäft mit dem Codenamen „Omega 55“ Ende 2007, das der Nordbank nach Berechnungen der Staatsanwaltschaft Verluste in Höhe von rund 160 Millionen Euro beschert hat. Die norddeutsche Bank übertrug damals Milliardenrisiken aus Immobiliengeschäften an die französische Bank BNP Paribas, um die eigene Bilanz zu entlasten.

Im Gegenzug übernahm die HSH die Garantie für ein Finanzprodukt der BNP, das in der Finanzkrise schwere Verluste einfuhr. Dieser Deal wird mitverantwortlich gemacht für die Beinahe-Pleite der Nordbank in der Weltfinanzkrise.

Nonnenmacher soll das Geschäft abgezeichnet haben. Er war zu jener Zeit noch nicht Vorsitzender des Vorstandes, sondern als Finanzvorstand relativ neu berufen worden. Dem Mathematiker war ursprünglich die Aufgabe zugedacht, den Börsengang der HSH Nordbank vorzubereiten – was aufgrund der Turbulenzen während der Finanzkrise scheiterte.

Aus Sicht der Ermittlungsbehörde ist der HSH-Vorstand mit dieser Transaktion „ein unvertretbares Risiko eingegangen“ und darüber sei das Geschäft wirtschaftlich sinnlos gewesen. Die sechs Beschuldigten aber weisen diese Vorwürfe bislang zurück und sprechen von einem üblichen Bankgeschäft.

Ein zweiter Vorwurf, der der Bilanzfälschung, richtet sich nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft nur gegen Nonnenmacher und ein weiteres ehemaliges Vorstandsmitglied. Er bezieht sich auf einen Zwischenbericht für das erste Quartal 2008, bei dem das Omega-55-Geschäft zum sogenannten Anschaffungswert statt korrekt zum aktuellen Marktwert bilanziert wurde.

Durch diese Zahlen-Jongliererei wurde aus einem Quartalsverlust ein Gewinn. Die Nordbank hat diesen Fehler inzwischen eingeräumt und korrigiert. Die Finanzaufsicht verhängte wegen der nicht korrekten Darstellung der Transaktion ein Bußgeld gegen die HSH Nordbank, das diese anstandslos beglich.

Im Mai 2010 hatten Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft im Rahmen ihrer Ermittlungen Wohnungen und Büros von sechs Managern der HSH Nordbank durchsucht, unter ihnen auch Nonnenmacher. Wie es nun scheint, sind sie fündig geworden.  MARCO CARINI