ST. AGNES PRÄSENTIERT VON JOHANN KÖNIG: Alles dreht sich immer um irgendetwas herum
Als Galileo Galilei beim Verlassen des Inquisitionsgerichts 1633 den legendären Satz murmelte: „Und sie bewegt sich doch!“, ahnte er nicht, wie schlimm es tatsächlich kommen sollte. Denn etwas mehr als 200 Jahre später veranschaulichte der französische Physiker Jean Bernard Léon Foucault, dass es sich bei der Bewegung der Erde um eine stetige Rotation um sich selbst handelt. Was somit für alles in dieser Welt gilt. Ob Berlin oder die St.-Agnes-Kirche, in der Alicja Kwade ihre Version des Foucaultischen Pendels installiert hat. Doch die von physikalischen Fragen Begeisterte spitzt das Experiment zu: In dem dunklen Kirchenraum schwingt anstatt einer Metallkugel eine Glühlampe, die mit einem Mikro versehen ist. Es ist die einzige Lichtquelle, die so Schatten entstehen und verschwinden lässt und für Sekunden groteske Formen an die Mauern malt. Eine nahezu mystische Atmosphäre, in der Kraft und Fragilität stets austariert wirkt. Wäre da nicht der Motor, der das Pendel antreiben muss, weil das kleine Licht halt doch zu leicht ist, um es regelmäßig schwingen zu lassen. Ein Bild, das übertragen in den Kunstkontext und der Kunstwirtschaft tatsächlich einiges überraschend genau visualisiert. MJ
■ Bis 26. Mai, Sa + So, 11–18 Uhr, Alexandrinenstr. 118–121
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