betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Manchem gilt es als der Höhepunkt der Theatersaison: das Berliner Theatertreffen, auch wenn es inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist. In diesem Jahr ist es ein halbes Jahrhundert her, dass diese Leistungsschau des deutschsprachigen Theaters gegründet wurde. Des ganzen deutschsprachigen Theaters? Nein, denn das Theater der DDR, muss man einmal sagen, ist bis auf ein paar spektakuläre Ausnahmen niemals eingeladen worden. Das Theatertreffen war nämlich ein Kind des Kalten Krieges und wurde knapp zwei Jahre nach dem Mauerbau gegründet. Westberlin war damals vieles, zum Beispiel das Schaufenster des Westens. Bloß was Kultur betraf, hinkte es etwas hinterher. Dem Ruhm der legendären 1920er Jahre zum Beispiel, als Berlin für kurze Zeit die Welttheaterhauptstadt gewesen war. Bis die Nazis kamen. Und irgendwie auch dem Ruhm von Ostberlin, wo man noch vom Glanz so berühmter Rückkehrer aus dem Exil wie Bertolt Brecht zehrte, auch wenn der schon längst gestorben war. Doch so weltberühmt wie das von seiner Frau Helene Weigel geführte Berliner Ensemble war kein Theater in Westberlin Anfang der 1960er Jahre. Und so wurde 1963 das Theatertreffen gegründet, mit dem dann die westliche Halbstadt wenigstens für ein paar Tage im Jahr noch mal deutschsprachige Theaterhauptstadt wurde. Fünfzig Jahre ist das inzwischen her, und immer mal wieder wollte jemand das Theatertreffen abschaffen. Meist Leuten übrigens, die nicht (oder nicht mehr) dort eingeladen wurden. Das Theatertreffen hat diese Attacken ebenso überlebt wie Mauerfall und Wiedervereinigung. In diesem Jahr wird also gefeiert. Auch der Geburtstag des TT-Ablegers Stückemarkt, der sich in den 35 Jahren seines Bestehens zur mächtigen Nachwuchsplattform mauserte, und es kaum einen deutschen Dramatiker gibt, der hier nicht mal mit einem Stücklein in Erscheinung trat. Dem trägt das Theatertreffen mit einen Jubiläumsparcours Rechnung: Alle Dramatikerinnen und Dramatiker, die je am Stückemarkt teilgenommen haben, wurden eingeladen, zur Feier des Tages und des Stückemarkts ein Drämchen zu verfassen. An drei Tagen werden die Ergebnisse nun am Stück zu begutachten sein. An einem speziellen Ort übrigens, der nach einer Fluggesellschaft benannt ist, deren Name mal Synonym für die große weite westliche Welt gewesen ist: der US-Fluglinie Pan Am. Auch die ist längst verstorben. Nur das Theatertreffen lebt.

■ Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24; Pan-Am-Lounge, Budapester Str. 43: „Theatertreffen“, „Stückemarkt“ 3.–20. Mai. Alle Infos: www.berlinerfestspiele.de