Feige, fies, hinterhältig

betr.: „Brüssel stellt Deutschland ein Ultimatum“ (Meldung von Schutzgebieten nach der FFH-Richtlinie), taz vom 22. 12. 05

Sie schreiben, dass die Liste der Flora-Fauna-Habitat-(FFH-)Gebiete durch „die Arbeit der Naturschutzverbände auf 3.800 angewachsen“ sei. Wie sieht nun diese Arbeit in der Praxis aus? Ein Trupp Naturschützer nimmt Kartierungsarbeiten vor. Wenn das entsprechende Gebiet als schutzwürdig angesehen wird, erfolgt eine Meldung – in der Regel, ohne mit dem Besitzer zu sprechen und an den Behörden vorbei – in so genannten Schattenlisten nach Brüssel. Der Besitzer/Landwirt fällt dann aus allen Wolken, wenn seine Wiese etc. als FFH-Gebiet vorgesehen ist und er sie dann – wenn überhaupt – nur noch eingeschränkt nutzen kann.

Es hat meiner Erfahrung nach ein grundsätzlicher Wandel in der Arbeit der Naturschutzverbände in den letzen Jahren stattgefunden: War man früher auf Verständnis und Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, meint man heutzutage, alle Beteiligten, also betroffene Grundbesitzer, lokale bzw. Landes- und Bundesbehörden übergehen zu können, um mit den „Schattenlisten“ Druck und Politik zu machen. Kein Wunder, wenn bei vielen Bürgern das Kürzel FFH nicht mehr für Flora, Fauna, Habitat, sondern mittlerweile für feige, fies und hinterhältig steht.

Insgesamt ist leider festzustellen, dass der Naturschutzgedanke durch die arrogant überhebliche FFH-Politik der Naturschutzverbände in der Bevölkerung nachhaltig geschädigt wird, außerdem sind erste Ansätze einer Ökodiktatur erkennbar.

HUBERT SCHULMEYER, Mörfelden-Walldorf

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