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JÖRG SUNDERMEIER

Die kommenden Tage sind Kundgebungstage! Gleich am Donnerstag gibt es bereits zwei Demonstrationen. Die eine feiert den „internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen“ am Senefelder Platz (13 Uhr), sehr schön dabei das Motto „Kein Schweiß für Geld! Mein Freund ist Roboter!“ – es sei allen eine machtvolle Demonstration gewünscht! Kurz darauf dann wird ein anderer internationaler Tag begangen, diesmal sehr ernsthaft,nämlich der Day of Remembrance and Resistance, bei dem es um die Opfer des systematischen ärztlichen Massenmords von 1939 bis 1945 geht, der im Namen der sogenannten T4-Aktion von den Nazis betrieben wurde. 70.000 Menschen wurden dabei ermordet. Entsprechend ist der Startpunkt der Demonstration auch Tiergartenstraße 4 (14 Uhr), nach dieser Adresse wurden die „Euthanasie“-Aktion selbst benannt. Ziel des Marsches soll die Vertretung des Landes Schleswig-Holstein in Berlin sein, denn, so die VeranstalterInnen, also die Bundesarbeitsgemeinschaft Psychiatrie-Erfahrener, die Irren-Offensive, der Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Berlin-Brandenburg und das Werner-Fuß-Zentrum: „Schleswig-Holstein versucht als erstes Bundesland, psychiatrische Zwangsbehandlung in einer Novelle des sog. PsychKG zu legalisieren, nachdem das Bundesverfassungsgericht in drei Beschlüssen drei entsprechende Landesgesetze genichtet hat, weil alle diese Gesetze seit Bestehen der Bundesrepublik mit der Verfassung unvereinbar, also illegal waren.“

Am Montag dann beginnt am Platz der Republik, also direkt vor dem Bundestag (12 Uhr) und somit vor der Nase der VolksvertreterInnen, eine Kundgebung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds. Direkt zum Auftakt des Prozesses gegen die NSU-Mitglieder und -Helfer in München soll der Opfer dieser Nazi-Mörderbande gedacht werden, die lange Jahre von den Ermittlungsbehörden verunglimpft und deren Familien auf skandalöse und rassistische Weise schikaniert wurden. All diese Dinge werden im Prozess sicher nicht zur Sprache kommen.

Am Mittwoch schließlich wird am Sowjetischen Ehrenmal in Pankow-Buch (16.30 Uhr) der Befreiung durch die Alliierten gedacht, deren Soldaten noch in den letzten Kriegstagen vor den Toren Berlins zu Tausenden starben, weil nicht wenige fanatisierte Deutsche bis zuletzt für ihren – bereits toten – Führer kämpfen wollten. „Niemand ist vergessen“ sagt nun der VVN-BdA Pankow, der diese Gedenkkundgebung ausrichtet.

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