hört auf den Sound der Stadt

FATMA AYDEMIR

Wer die Stimme von Obaro Ejimiwe schon mal gehört hat, der möchte sie immer wieder hören. Dabei kann man noch nicht einmal reinen Gewissens behaupten, dass der Brite, der unter dem Künstlernamen Ghostpoet eher bekannt ist, wirklich singt. Es ist eher ein melodisches Sprechen, mal ein anstimmen oder auch nur noch Gemurmel. Und das hat etwas durchaus Beruhigendes. Zwar ist der gute Mann meist ziemlich melancholisch unterwegs, doch nie sentimental, viel eher lethargisch, müde à la: „Ach, ist schon Scheiße, aber was soll’s. Lass ma’ chillen.“ Es ist schwierig, ihn als Rapper zu kategorisieren, Ghostpoet nennt zuerst Johnny Cash, wenn man ihn nach seinem Vorbild fragt. Vor zwei Jahren veröffentlichte der Londoner das Überraschungsalbum des Jahres mit „Peanut Butter Blues & Melancholy Jam“. Warum Überraschung? Zum einen hatte man vorher nie zuvor von ihm gehört. Zum anderen hatte er das Ding allein in seinem Schlafzimmer produziert und dafür war sein Sound einfach gewaltig raffiniert. Gerade erschien der Nachfolger „Some Say I So I Say Light“ und hat das Potenzial, auf den Hörer noch beeindruckender zu wirken – Ghostpoets Musik entfaltet ihre Kraft erst mit mehrmaligem Hören. Aus Elektronischem schafft Ghostpoet ganz neue, in diffuses Licht getauchte Klangräume. Auch lyrisch gibt es Eigenwilliges: Die erste Single „MSI MUSMID“ handelt von einem Streit zwischen Nudeln und Dimsum, die Idee sei Ghostpoet im Schlaf gekommen. Aha, klar. Am Mittwoch stellt Ghostpoet Stücke aus seinem neuen Album im Lido vor (Cuvrystraße 7, 21 Uhr, 18/15 €).

Am selben Abend gibt es wuchtigen Elektro-Pop aus Frankreich zu betanzen: Miss Kittin, Sängerin/ Produzentin/ DJane, spielt live im Berghain (AmWriezner Bahnhof, 22 Uhr,20 €). Die 40-jährige gebürtige Grenoblerin Caroline Hervé hat zunächst Zeitgenössische Kunst und Grafikdesign studiert, fand dann aber ihre Leidenschaft im groovenden Elektro-Funk und Techno. Ihre zweiteilige Leidenschaft ist auch auf der neuen Platte, dem Doppelalbum „Calling From the Stars“, zu erkennen. Der erste Teil wird beherrscht von eher eingängigen Synthesizern und Miss Kittins sanfter Gesangsstimme. Auf dem zweiten Teil unternimmt sie eine experimentierfreudige Reise durch Ambient- und Techno-Sounds. Nach ihrem einstündigen Konzert, bei dem die Künstleirn erstmals ihre neuen Songs präsentiert, lädt das Groove-Magazin zur anschließenden Party in Berghain und Panoramabar bis in den späten Donnerstag. Mit dabei sind Marc Houle (Live), Daniel Stefanik (Alex.Do), (Answer Code Request), Infinity Ink (Live), Amirali (Live), Damian Lazarus, Art Department und Francesca Lombardo.