Kein relaxter Kneipenjazz

Das „Simple Acoustic Trio“ um den Pianisten Marcin Wasilewski gastiert am Mittwoch im Stage Club. Ein Höhepunkt dürfte seine Version von Björks „Hyperballad“ sein

Es ist eine Geschichte aus dem Buch der Jazzlegenden: der Pianist Marcin Wasilewski und seine Kollegen Slawomir Kurkiewicz am Bass und Michal Miskiewicz am Schlagzeug hatten gerade das Gymnasium abgeschlossen, als 1994 der Trompeter Tomasz Stanko neue Begleitmusiker suchte – und sich für das junge Trio entschied. Seither sind die jungen Polen im Gefolge des Jazzstars, der ihr Vater sein könnte, rund um die Welt bekannt geworden.

Im vergangenen Frühjahr wurde ihr erstes internationales Album in Deutschland mit großem Applaus als Debüt gefeiert – ein Zeugnis der Ignoranz hierzulande, denn schließlich ist das Trio in Polen schon seit Jahren, auch unabhängig vom großen Mentor, etabliert. Am kommenden Mittwoch im Stage Club kann sich auch das Hamburger Publikum endlich davon überzeugen, dass das „Simple Acoustic Trio“ – so der selbstbewusste Bandname – viel mehr als nur begleiten kann.

Tatsächlich verbindet die drei jungen Musiker eine enge, gleichberechtigte Zusammenarbeit. Ihre Stücke nennen sie deshalb gerne „Trio Conversation“. Und auch sonst kümmern sie sich nicht um den herkömmlichen Jazzkanon: Höhepunkt ihrer immer noch aktuellen CD ist ihre Version von Björks „Hyperballad“, welche die trippige Atmosphäre des Originals in modernen Jazz übersetzt mit viel Raum zum Schwelgen in Erinnerungen, aber auch subkutan brodelnder Intensität.

Beim JazzBaltica Festival im vergangenen Sommer in Schleswig-Holstein füllte das Trio mit solch spannender Musik den heißen Abend in einem vollbesetzten Kammermusiksaal auf dem Land. In dem coolen Flair des Hamburger Stage Clubs, der Bar im „Neue Flora“-Komplex mit Ledersesseln und künstlichem Kamin, wird das „Simple Acoustic Trio“ wohl auch schnell das Eis brechen. Denn mit relaxtem Kneipenjazz darf dieses Klaviertrio wirklich nicht verwechselt werden. Tobias Richtsteig

Mittwoch, 11. Januar, 21 Uhr, Stage Club, Stresemannstraße 163