Drogeriekette rationiert Babynahrung

WELTWIRTSCHAFT In Berlin wird das Milchpulver für Babys knapp, weil die Chinesen massenhaft kaufen

Hinten, in der letzten linken Ecke steht das Regal mit der Babynahrung. Von Anfangsmilch bis Grießbrei ist alles ausgeschildert, doch das Regal ist fast zur Hälfte leer. Deshalb hat die dm-Filiale in der Friedrichstraße die Produkte der Marke Aptamil rationiert. „Max. 3 Packungen“ dürfe ein Kunde kaufen, heißt es auf einem A4-Blatt, das an verschiedenen Stellen im Geschäft hängt. In anderen Filialen der Drogerie-Kette sieht es ähnlich aus.

Grund für die ungewöhnliche Maßnahme ist die starke Nachfrage, die der Hersteller Milupa in Fernost vermutet. „Wir bekommen tagtäglich Anfragen nach unseren Produkten aus dem südostasiatischen Raum, besonders aus China“, sagt Hanne Holm von der Pressestelle. Daher sei es „sehr wahrscheinlich“, dass asiatische Käufer hier Podukte kaufen und nach China verschicken. Chinesische Eltern vertrauen ihren Herstellern seit einem Skandal mit verunreinigter Milch 2008 nicht mehr. Tausende chinesische Babys erkrankten, mindestens sechs verstarben.

Auf verschiedenen Wegen gelangt seitdem verstärkt deutsches Milchpulver nach China. Privatleute kaufen es in deutschen Geschäften und verschicken es per Post. Andere reisen aus China nach Deutschland, um einzukaufen. Die taz berichtete vor wenigen Wochen über den Chinesen Wang Yanfei, Vater einer damals 8-monatigen Tochter. Zweimal innerhalb eines Jahres flog er nach Deutschland: mit Handgepäck hin, mit zwei Kisten Milchpulver zurück.

Wiederum andere verdienen sich mit Babynahrung gutes Geld. Auf „Taobao“, dem chinesischen Gegenstück zu eBay, wird Anfangsmilch von Milupa in der 800 Gramm-Verpackung für 246 Yuan verkauft. Umgerechnet sind das 30 Euro. Bei dm kostet das gleiche Produkt nur ein Drittel.

Auch beim dm-Konkurrenten Rossmann sind in vielen Filialen mehrere Babynahrungsartikel ausverkauft. Dennoch wolle Rossmann Milchpulver nicht rationieren, erklärt eine Konzernsprecherin. MIMOZA TRONI