„Himmel und Hölle“

AUSSTELLUNG Das Auswanderhaus in Bremerhaven nimmt sich den dort lebenden Flüchtlingen an

Von aktuellen Flüchtlings-Schicksalen erzählt eine neue Sonderausstellung im Auswandererhaus in Bremerhaven. Im Mittelpunkt stehen bis zum 2. Mai sieben Menschen, die in den vergangenen 30 Jahren nach Deutschland flüchten mussten und deren Aufenthalt seither in Bremerhaven geduldet wird. In Interviews berichten die Flüchtlinge über ihr Leben „zwischen Himmel und Hölle“.

Die äußere Gestaltung der Sonderausstellung führt den BesucherInnen zunächst unmerklich das beklemmende Gefühl der Unsicherheit, in der die Flüchtlinge leben, vor Augen. Die Schau ist in einem Raum untergebracht, dessen dunkelgraue Wände spitz auf das schmale Ende des Saals zulaufen. Der Eindruck des Nicht-Entrinnen-Könnens wird durch das Geräusch startender und landender Flugzeuge verstärkt, das als Kulisse über der Ausstellung liegt.

Die Informationstafeln sind bei einigen der Interviewten um großformatige Porträtaufnahmen des Hamburger Fotografen Stefan Volk ergänzt. Die eindrucksvollen Bilder präsentieren selbstbewusst blickende Menschen, lassen aber bei genauerem Hinsehen durchaus auch Momente von Angst erkennen. „Vor allem aber zeigt jedes einzelne Bild jene menschliche Würde, die Flüchtlingen häufig nicht zuerkannt wird“, sagt der Ausstellungsgestalter Andreas Heller.

Anders als die Auswanderung „ist die Flucht kein planbares Ereignis, sondern immer eine Reaktion auf einen äußeren Anstoß und eine drohende Gefahr“, erklärte die Historikerin Karin Heß. Wie ein roter Faden zieht sich dies durch die Lebenswege der sieben Flüchtlinge, die sie befragte. Im Gegensatz zu Auswanderern würden Flüchtlinge auch nicht von Hoffnung oder Sehnsucht, sondern „von Angst und Verzweiflung getrieben“.

In der Bundesrepublik lebten 2008 rund 530.000 Menschen, die auf diese Weise in das Land und damit zu einer neuen Heimat kamen. Die rechtlichen Bestimmungen, die für sie gelten, füllen im Auswandererhaus eine ganze, zwei Stockwerke hohe Wand. „Viele Flüchtlinge kennen dieses Recht nicht“, berichtete die Direktorin.  (dpa)