EX-REPUBLIKANERFÜHRER DELAY: EIN TYPISCHER VERTRETER SEINER PARTEI
: Ende eines Hinterzimmerpolitikers

Sein Abtritt, inszeniert als heroischer Akt der Selbstopferung, schien wie ein schlechter Scherz. Der republikanische Fraktionsführer im US-Abgeordnetenhaus, Tom DeLay, bekannt als „der Hammer“, sagte, er habe „im Rahmen der Regeln des Hauses und der Gesetze des Landes stets ethisch gehandelt“. Dabei war längst klar, dass DeLay bis zum Hals in einem der größten Korruptionsskandale steckt, der Washington je erschütterte.

Während DeLay noch behauptete, niemals auf seinen Posten verzichten zu wollen, wühlte die Staatsanwaltschaft bereits in den Unterlagen einer weiteren Lobbying-Firma. Die verfügte über auffällig gute Kontakte zu ihm und wurzelt zudem tief im Finanzsumpf des nun vor Gericht stehenden Lobbyisten Jack Abramoff. Durch dessen offenherzige Aussagen alarmiert, schreiten die Republikaner nun öffentlichkeitswirksam zum Ausmisten ihres Augiasstalls. In dem haben sie sich seit nunmehr einem Jahrzehnt mit bequemen Mehrheiten prima eingerichtet – unangefochten von einer schwachen, konfusen Opposition. Nun aber drohen im November Kongresswahlen – und ein entschlossener demokratischer Wahlkampf.

Der Unwille der Republikaner, DeLay bereits im Oktober, als er wegen Geldwäsche angeklagt wurde, vor die Tür zu setzen, spricht ohnehin Bände. Verkörperte er doch für sie den Stil der Partei wie kein anderer: Hinterzimmerpolitik, Hemdsärmeligkeit und Hochmut. Nicht, dass an dieser Mischung bislang jemand Anstoß genommen hätte, die Dinge liefen für die Republikaner – und die USA – ja wie am Schnürchen. Nun, da sich das Glück offenbar von Präsident George W. Bush abwendet, er zunehmend wegen des Irakkrieges und seinem Versagen nach dem Untergang New Orleans’ kritisiert wird, fällt auf, wie selbstgerecht und arrogant die republikanische Machtmaschinerie in dem Jahrzehnt geworden ist, in dem sie nun schon ungestört im Kongress den Ton angibt.

Für die Republikaner wird es in den nächsten Monaten entscheidend sein, ein neues Politikbekenntnis zu formulieren. Wille zur Macht allein reicht nicht immer aus. ADRIENNE WOLTERSDORF