Die Abschaffung des Fernsehgeräts

Ein Thema in immer neuen Variationen bestimmte die weltweit größte Messe für Verbrauchertechnologien in Las Vegas: Der Computer wird zur Medienzentrale für Film, Fernsehen, Musik und Internet. Konzerne stecken ihre Herrschaftsgebiete neu ab

VON TARIK AHMIA

Die Umwälzung der Elektronik- und Medienbranche beherrschte die Consumer Electronics Show (CES), die gestern in Las Vegas zu Ende ging. Auf der weltgrößten Messe für Unterhaltungselektronik gaben über 2.000 Hersteller einen Ausblick auf die Zukunft der elektronischen Medien. Grundtenor: Der technologische Fortschritt bei der Digitalisierung wird den Umgang der Konsumenten mit elektronischen Medien grundlegend verändern.

Die Grenzen zwischen den bisher voneinander getrennten Medien wie Fernsehen, Computer und Telekommunikation verschwinden. „Der Umstieg von Schwarzweiß- auf Farbfernsehen wird dagegen bedeutungslos aussehen“, sagte Sony-Chef Howard Stirnger auf der CES.

In Zukunft wird es nicht mehr nötig sein, neben dem Fernseher einen DVD-Player oder einen Computer zu besitzen. Statt dessen will Chiphersteller Intel alle elektronischen Medien in einem einzigen Gerät vereinen: „Viiv“ nennt Intel den multimedialen Computer, der als solcher kaum mehr zu erkennen ist. Als unscheinbares, elegant designtes Kästchen soll er in den Wohnzimmern der Konsumenten alle Aufgaben übernehmen, für die bisher viele einzelne Geräte nötig waren. „Viiv soll die kabellose Vernetzung vorantreiben und dafür sorgen, dass die digitale Unterhaltung wesentlich einfacher als bisher genutzt werden kann“, so Intel-Chef Paul Otellini. Intel will mit Viiv nicht nur neue Computer verkaufen, sondern auch gleich die Inhalte dazu.

Das Unternehmen gab auf der CES Kooperationen mit zahlreichen Fernsehsendern bekannt, die Intels digitales Heim mit Pay-TV-Programme beliefern sollen. Durch die Verschmelzung der digitalen Medien werden die Karten in der Branche neu gemischt. Konzerne wie Sony, Google und Yahoo versuchen sich in der stürmischen Entwicklung neue Geschäftsfelder zu sichern. Mit größter Spannung wurde die CES-Rede von Google-Mitbegründer Larry Page erwartet. Page kündigte dort den „Google Video Store“ an. Dort will Google zunächst amerikanische Fernsehserien und Sportsendungen gegen eine Gebühr als Download verkaufen. Dieser Schritt bewerten Experten als direkter Angriff gegen den erfolgreichen Online-Dienst „itunes“, mit dem die Firma Apple Musik und Videos über das Internet verkauft. Page kündigte auch eine Zusammenarbeit seiner Firma mit dem Handyhersteller Motorola an, der Google-Dienste in seine Mobiltelefone integrieren wird. Ähnliches hat auch das Internetportal Yahoo vor. Das Unternehmen gab seine Kooperation mit dem weltgrößten Handyhersteller Nokia bekannt. Nokia werde unter dem Namen „Yahoo Go“ personalisierte Angebote wie E-Mail, Fotoalben oder die Entwicklung des persönlichen Aktiendepots in seine Handys integrieren. „Yahoo Go“ soll zunächst in zehn europäischen Ländern erhältlich sein.

Für Schrecken in der Mobilfunkbranche sorgte ein neues Handy der Internet-Telefonfirma Skype. Es kommt ohne Mobilfunknetz aus und nutzt das Internet.