… CHRISTOPH MARKSCHIES?
: Die Beute rausrücken

Es gibt ja Kunstwerke, wie im Fall der ägyptischen Königin Nofretete, die ums Verrecken nicht mehr an ihre Herkunftsländer zurückgegeben werden. Außergewöhnlich ist, dass man eine Kunstbeute umgekehrt regelrecht feilbietet, damit sie endlich abgeholt wird. Im Falle der Skulpturen auf dem Dach der Humboldt-Universität (HU) und ihres Präsidenten Christoph Markschies verhält es sich so.

Vergangene Woche hatten die Preußische Schlösserstiftung und Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) mal locker in Berlin angefragt, ob eine „Rückkehr“ der Sandsteinfiguren vom Dach der HU nach Potsdam und dann auf das kommende Stadtschloss möglich sei. Die Skulpturen waren beim Abriss der kriegszerstörten Schlossruine 1959 entfernt und von SED-Oberen nach Ostberlin verbracht worden. Seither krönen sie den HU-Haupteingang.

Kaum lag die Anfrage vor, verbeugte sich Markschies gen Potsdam. „Wir werden uns konstruktiven Lösungen niemals verweigern“, sagte der Unichef. Dass die Figuren an den angestammten Ort zurückkehren sollten, sei eine Selbstverständlichkeit. Die Steinmännchen müssten aus konservatorischer Sicht eh mal vom Dach der HU geholt und durch Kopien ersetzt werden.

Mit solcher Freundlichkeit hatte man in Potsdam nicht gerechnet, zumal die Figuren keine „Leihgaben“ oder Beute sind, wie Markov behauptet, sondern Rudimente des Abbruchs. Dennoch setzt die Schlösserstiftung jetzt voll auf „Rückführung“. Und statt von acht Figuren ist nun von 76 Attika-Skulpturen die Rede, die einst das Stadtschloss krönten und von denen jetzt acht oder gar mehr auf dem Hauptgebäude der HU stehen. Anders gesagt: Die Uni muss aufpassen, dass ihr nicht Figuren abhandenkommen, die gar nicht aus Potsdam sind!

Denn dort ist alles auf den großen Skulpturengarten auf dem Stadtschlossdach vorbereitet: Baubeginn samt Figurenpostamente ist im Frühjahr 2010. „Eine Aufstellung der Attika-Skulpturen wird möglich sein“, jubelt Finanzminister Markov schon. Möglich dank dem netten Herrn Markschies. ROLA Foto: HU