„Ein bisschen widersinnig“

FAHRRAD Die Radstation am Bahnhof feiert mit Live-Musik und einer ADFC-Kampagne 10-Jähriges

■ 52, seit 20 Jahren ADFC-Mitglied und seit 15 Jahren Geschäftsführer des Landesverbandes Bremen.

taz: Herr Land, die ADFC-Kampagne fordert die bessere Wegweisung im Hauptbahnhof zur Radstation. Was stimmt mit der denn nicht?

Klaus-Peter Land: An anderen Bahnhöfen ist es normal, dass Radstationen in das Wegweisesystem eingebunden sind, zum Beispiel durch Piktogramme – nur in Bremen ist das leider nicht so.

Der Bahnhofsplatz wurde doch vor Kurzem erst umgestaltet ...

Ja, aber die Einbindung ist dabei nicht erfolgt. Ansonsten hat sich dadurch einiges verbessert, der Platz ist jetzt weitgehend barrierefrei. Allerdings ist er formal Fußgängerzone, es ist also eigentlich nicht erlaubt, dort Fahrrad zu fahren. Das ist schon ein bisschen widersinnig, dass die Radstation nur zum Teil legal angefahren werden kann, zumal das Miteinander zwischen Fußgängern und Radfahrern dort sehr gut funktioniert. Wir wollen, dass dieses Miteinander legalisiert wird.

Ein Miteinander zwischen Fußgängern, Rad- und Autofahrern zu erreichen, ist ja auch die Idee der sogenannten „Shared Spaces“. Gibt es in Bremen so etwas?

Leider nur als kleinen Test-“Space“ in Osterholz. Dabei böte sich das gerade fürs Viertel an.

Aber das Viertel erinnert doch bereits mehr an einen „Shared Space“ als an eine herkömmlich geregelte Verkehrsführung, oder?

Ja, aber an einen gefährlichen. Die Radfahrer müssen ständig von Bürgersteig zu Kopfsteinpflaster und Asphalt zwischen den Straßenbahngleisen wechseln. Als 2007 der Ostertorsteinweg umgestaltet wurde, war die Idee eines gemeinsamen Verkehrsraums leider nicht mehrheitsfähig, da hat sich die „Pflasterfraktion“ durchgesetzt. Und die Autofahrer sind dort sehr rücksichtlos – die überholen ja sogar die Straßenbahnen!

Wie ist es denn sonst für Radfahrer in Bremen?

Eigentlich ganz gut. Rund 25 Prozent aller Wege legen die Bremer mit dem Rad zurück, das ist für eine Stadt dieser Größenordnung ein Spitzenwert. Die Radwege sind für diese Menge allerdings viel zu eng.

Und wie viele Menschen nutzen die Radstation?

Es könnten mehr sein. Je nach Jahreszeit sind die beiden Bremer Stationen, es gibt ja noch eine in Vegesack, zwischen 40 und 60 Prozent belegt.

Woran liegt das? Werden in Bremen so wenig Räder geklaut?

Von wegen: Der Fahrrad-Diebstahl versaut dem Innensenator regelmäßig die Kriminalstatistik. Nein, ich denke, der Lage-Nachteil der Bremer Radstation hat etwas damit zu tun. INTERVIEW: SCHN

10 Uhr, Radstation am Hauptbahnhof