DUNKLER POP UND NOCH DÜSTERERE WOLKEN
: Wenig greifbar

Nils Schuhmacher

Mit „Veneer“ gelang José González vor zehn Jahren ein Debüt, das alle wegschmelzen ließ; so zerbrechlich, so poppig, so leicht und begabt klang das. Dass mit der Platte quasi alles gesagt war, zeigt sich am vergleichsweise schwachen Nachfolgealbum und auch daran, dass González sich seit vielen Jahren wieder seiner Hauptband Junip zuwendet, die dieser Tage ihre zweite LP veröffentlicht hat. Sound und Arrangements beginnen ungefähr dort, wo dessen stark zurückgenommenen Solosongs endeten, ohne sich dabei kilometerweit von ihnen zu entfernen. Man selbst bezeichnet sich, Fluch der Kategorisierung, als Folk-Band mit Wurzeln in den 60er- und 70er-Jahren. Wer Junip hört, wird aber tatsächlich weniger an Folk als an einen latent dunklen Popentwurf denken, in den González’ markante weiche Stimme in schaurige Orgeln, Akustikgitarren, mehrstimmige, verhallte Refrains und schwelgerische Untertöne eingebettet wird.

Mo, 6. 5., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich

Unter dem Namen The Microphones verantwortete Phil Elverum sechs Alben mit genauso klapprig-schrägem wie ans Herz gehendem Low-Fi-Indiepop. Mount Eerie, das Nachfolgeprojekt, hat die zahlreichen düsteren Wolken dieses Projekts nun noch einige Nuancen dunkler eingefärbt und in ein seltsames Gesamtkunstwerk aus Folk, Noise und Rauschen, aus Konvention und Dauerexperiment eingefügt. Den Mitstreiter des Abends, Charles Andrew Bothwell, besser bekannt als Astronautalis, hat man einen Beck genannt, der jenseits von Gitarrenmusik sozialisiert wurde. Zu hören gibt es von ihm „historical fiction Hip Hop“, der vor allem eines ist: erfreulich wenig greifbar. Bothwell reichert seine Rap-Skills mit genrefremden Einflüssen an, ist in Tanzmusik zu Hause, lässt sie aber immer wieder stopptanzmäßig in hübsche kleine Balladen diffundieren.

So, 12. 5., 21 Uhr, Hafenklang