LESERINNENBRIEFE
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Endlich in Ruhe schlafen

■ betr.: „Mehr Fluglärm ist möglich“, taz vom 21. 4. 13

Danke für Ihren Artikel über unsere BI Fluglärm Tegel i. G. Unter den Mitglieder entstand Ärger über das induzierte Bild, es handele sich bei der BI um einen Club Grauhaariger, außerdem Westberliner, die der modernen Zeit, nämlich dem Trend junger Vielflieger, hinterherhinken (Taxifahrer). Dem muss ich widersprechen: Als ich Plakate für die Demo am Flughafen Tegel verteilte, fanden sich durchaus junge Leute, die „endlich einmal wieder in Ruhe schlafen wollen“, denen die mehr als 800 Flugbewegungen am Tag zu viel werden.

Ich wünsche mir, dass Sie unter anderem vielleicht mal über die aktuellen Schadstoffbelastungen, die durch Rußbestandteile des verbrannten Kerosins (ein großer Airbus braucht bei einem Überseeflug ca. 80.000 Liter Kerosin, wobei das meiste beim Start verbraucht und in die Luft gepustet wird!) entstehen, ausführlicher berichten. Für Tegel gab es bisher immer nur „provisorische Lösungen“ – ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt. Jetzt wird eine Gesetzeslücke genutzt, um satte wirtschaftliche Vorteile abzuschöpfen, ohne Rücksicht auf Bürger in Mitte, Pankow, Reinickendorf und Spandau. In diesen betroffenen Gebieten kümmert sich offensichtlich keiner, dass bis zu 80 verschiedene Schadstoffe als „Restbestandteile“ anfallen. Hier verweise ich auf eine BI im Rheinland beziehungsweise Pfalz/Saar (fluglaerm-kl.de/dl/luftpost-2007-08-extra.pdf), die unter anderem in Ramstein eine extrem hohe Quecksilberkonzentration im Boden/Gewässer fand und viele andere Schadstoffe, die krebserregend sind. So harmlos sind die Schadstoffe durch verbranntes Kerosin also nicht! MONIKA MATALIK, Berlin

Hohn auf das Bemühen

■ betr.: „Eine salomonische Entscheidung“, taz vom 27. 4. 13

Fein, die Ironie des Autors. Deutlich gesagt ist der Kompromiss ein Hohn auf das Bemühen, Frauen im öffentlichen Gedenken angemessen zu würdigen. Wenn diese im konkreten Fall bedacht wird, fühlt sich der Historiker Götz Aly – siehe taz vom 26. 4. – an Blockwartinnen erinnert. Das nenne ich eine Verharmlosung des Nationalsozialismus. BARBARA BORN, Berlin

Manhattan lässt grüßen

■ betr.: „Esel mit Fisch und Gemüse“, taz.de vom 29. 4. 13

Wie man weiß, war Berlin bis vor wenigen Jahren eine einzigartige Stadt, die sich durch einen Grundrespekt gegenüber den BürgerInnen auszeichnete. Eine ganz und gar entspannte Stadt. Dieser „Spirit“ verschwindet allmählich. Auch durch die Siedlermentalität ehemaliger Progressiver. Immer mehr Privates im öffentlichen Raum, gekennzeichnet durch Kontrolle und elitärer Abgrenzung. Etwas, gegen das die modernen Siedler selbst immer waren. Kann man nichts machen. Manhattan lässt grüßen.

SNAKE PLISSKEN, taz.de

Polizei war nicht friedlich

■ betr.: „Protest: Polizei lässt Nazis laufen“, taz vom 2. 5. 13

Henkel offenbart eine interessante Auffassung von „Friedlichkeit“. Sie umfasst offenbar, friedlich demonstrierenden Menschen jenseits der Strecke der Nazis aus nächster Nähe ohne Vorankündigung Pfefferspray ins Gesicht zu sprühen (dies wurde von der Polizei mehrfach angewandt). Die Wahl der Mittel der Polizei war mal wieder völlig überzogen – so auch das Auffahren von Wasserwerfern ohne Not und ohne erkennbaren Grund (da neben der Strecke der Nazis). Wenn ein Land eine Zivilgesellschaft möchte, die sich gegen Neonazis und Rassisten wehrt, dann sollte sie dieser nicht mit roher Gewalt begegnen.

Warum es erlaubt ist, ein Gift auf Demonstrationen einzusetzen, das in internationalen Konflikten verboten ist und das beim „privaten“ Einsatz gegen Menschen als gefährliche Körperverletzung geahndet wird, ist unverständlich.

In Berlin gehört es auf Demos mittlerweile scheinbar zu den gängigen Mitteln, über die es sich nicht mehr lohnt zu schreiben. Aufgabe der Presse sollte es sein, solch unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt anzuprangern.

FRIEDLICHES GIFT, taz.de

Politik in die Stadt

■ betr.: „Stadtgeschichte. Der Abstand ist größer geworden“, taz vom 29. 4. 13

Ich bin auch gegen ein Parlament für ein gemeinsames Bundesland im rekonstruierten Potsdamer Stadtschloss. Ganz einfach, weil man es den barocken Herrschern nicht gleichtun sollte, die Politik aus der Stadt zu entfernen. Im Übrigen sind die Kulissen absolutistischer Herrscherfantasien für den Versammlungsort der Volksvertreter unangemessen. LOGO, taz.de

Sie stehen auf Beton

■ betr.: „Stadtgeschichte. Der Abstand ist größer geworden“, taz vom 29. 4. 13

Frau Klotz hat spätestens mit ihrem Baustadtratsposten offenbar auch jeder echten grünen Politik den Rücken gekehrt. Statt Stadtnatur zu erhalten, wie es die AnwohnerInnen per Unterschriftensammlung in Tempelhof-Schöneberg fordern, lässt sie die Bautzener Brache bebauen, wie es bereits ihr CDU-Vorgänger geplant hatte. Tja, wenn der Investor kommt … dann sind PolitikerInnen der „Grünen“ und der CDU gleich: Sie stehen auf Beton und vernichten Natur. LENA, taz.de