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Kreuzberg kommt an seine Grenzen

VOLLES MYFEST

Dicke Luft am 1. Mai in Kreuzberg: Die Grillschwaden wabern durch die Straßen, man atmet Köfte und Bratwürste förmlich mit ein. Die Musik verschiedener Bühnen vermischt sich zu einem dröhnenden Soundbrei. Ausweichen geht nicht. Vorne Menschen, hinten Menschen, überall sind Menschen. Hippiefamilien, Touristengruppen, Jugendliche, Punks.

Das Myfest strahlt weit über die Bezirksgrenzen hinaus. Es steht für das, was Berlin für Auswärtige so attraktiv macht: Leute aus verschiedenen sozialen Schichten und Ländern, die zusammen trinken, tanzen, Spaß haben. Nicht nur gefühlt nimmt die Teilnehmerzahl jedes Jahr zu. 2011 war noch die Rede von 25.000 Besuchern. Der Bezirk spricht dieses Jahr von 40.000.

Die Frage ist nur: Wie viele Menschen verkraftet Kreuzberg 36? Kommt das Myfest langsam an seine Grenzen?

Schon jetzt schimpfen Anwohner über das Spektakel. Sie ziehen sich frühzeitig in ihre Wohnungen zurück. Ab 16 Uhr komme man nicht mehr ins Haus rein, erzählt eine 28-jährige Urkreuzbergerin aus der Dresdner Straße. Ihr Hund gehe dann im Hof Gassi. Andere flüchten Richtung Brandenburg.

Was manche vergessen, ist die Geschichte der Feier: Das Myfest wurde 2003 ins Leben gerufen, weil viele Anwohner die Nase voll hatten vom Krawall. Heute gibt es rund um die Oranienstraße am 1. Mai keine bürgerkriegsähnlichen Zustände mehr, dafür eine riesige Open-Air-Party. Wenn das kein Fortschritt ist.

Trotzdem sollte man auch die Einwände ernst nehmen. Und im nächsten Jahr beispielsweise das Gebiet ausdehnen, um die Menge zu entzerren. Wenn man sich wieder bewegen kann, haben vielleicht auch jene Spaß, die sich jetzt in ihre Häuser verkrümeln. ANTJE LANG-LENDORFF

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