Kulturkanal versinkt im Schnee

Tausende Hamburger Haushalte können den Fernsehsender Arte nicht mehr empfangen oder kaum noch sehen. Ursache ist eine Verlegung der Sendekanäle, die viele ältere Hausanlagen überfordert. Kabelbetreiber verspricht kostenlose Abhilfe

„Wir werden mehr statt weniger Probleme bekommen. Die Quantität der ... ... technischen Möglichkeiten wird größer, die Qualität aber schlechter“

Von Alexander Linden

Der Ton stimmt, doch auf dem Bildschirm ist nur Schnee. Für viele Hamburger, die zurzeit den Fernsehsender Arte anschalten, wird jeder Film zum Hörspiel. Der Grund: Arte hat einen neuen Sendeplatz zugeteilt bekommen, den Kanal 23. Doch dieser ist nicht in jedem Haushalt störungsfrei zu empfangen. Ursache dafür ist, dass der Sender sowohl vom digitalen Fernsehen DVBT als auch per Kabel im gleichen Frequenzbereich ausgestrahlt wird.

Betroffen von dem partiellen Bildausfall sind einige Tausend Hamburger. Wie viel genau, weiß niemand zu sagen. Doch allein bei der Elektronikfirma EP:Röglin, die vom Netzbetreiber Kabel Deutschland GmbH (KDG) mit der Beseitigung des Missstandes beauftragt wurde, gingen nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen über 700 Beschwerden ein.

Das Schnee-Problem gibt es jedoch nicht in allen Stadtteilen. Vor einigen Monaten begann die KDG im Westen der Hansestadt, Arte von Kanal 4 auf Kanal 23 zu verlegen. Der Frequenzwechsel war erforderlich geworden, weil der frühere Kanal und zwei benachbarte Frequenzen für eine neue Technologie benötigt werden: das so genannte Triple Play. Es transportiert künftig Fernsehen, Telefon und Internet über ein einziges Kabel ins Haus.

Dazu müssen in vielen Wohnungen die TV-Kabel ausgetauscht oder sogar die Empfangsverstärker in den Hausverteilungsanlagen nachgerüstet werden. Bis zum Sommer dieses Jahres soll die Umstellung in ganz Hamburg abgeschlossen sein. Die zahlreichen Störungen, die die Kanalverlegung mit sich brachte, sollten nach Angaben der KDG mit einer kostenfreien Lieferung eines neuen TV-Kabels behoben sein. Doch trotz dieser Maßnahme gibt es noch unzählige Haushalte, die das Programm nicht empfangen können.

An eine Verlegung des Kanals, wie ihn viele Kunden und auch Arte selbst verlangen, sei jedoch nicht zu denken, meint Michael Reichmann von der Hamburgischen Anstalt für neue Medien (HAM) und fügt hinzu: „Das wäre gegenüber anderen Sendern, die ebenfalls die Frequenz tauschen mussten, kaum begründbar.“

Die HAM rät allen Kunden, sich mit ihrem Kabelnetzbetreiber in Verbindung zu setzen und darauf hinzuweisen, dass die Verstärkereinrichtungen für Kanal 23 eventuell nicht ausreichten und darum modernisiert werden müssten. Dies erklärt auch das Phänomen, dass Häuser, die nur wenige Meter voneinander entfernt stehen, den Kultursender teils störungsfrei empfangen, teils nicht.

Dass der neue Kanalplatz zu derartigen Ausfällen führen kann, war der KDG zwar bewusst. Aber das Ausmaß habe man unterschätzt. In erster Linie liege das daran, dass die KDG nur rund 200.000 Haushalte in Hamburg direkt abdecke, erklärt deren Pressesprecherin Heike Koring und fügt hinzu, dass besonders bei älteren Häusern die Verstärkeranlagen veraltet sein können. Für ihre Kunden hat die Betreibergesellschaft inzwischen eine spezielle Störungshotline (☎ 0180 / 52 666 25) eingerichtet und bietet an, auf eigene Kosten einen Techniker in die Häuser zu schicken, der die Verteileranlage kontrolliert. Problematisch an dem Angebot ist nur, dass die Wartezeiten bei der Hotline immens lang sein können.

Die HAM, die selbst nicht für die Störungen zuständig ist, will in solchen Fällen mit der KDG Kontakt aufnehmen und um Klärung bitten. Darüber hinaus ist sie mit dem Kabelbetreiber im Gespräch darüber, wie die Endkunden sinnvoll informiert werden können. Denn ein an alle betreffenden Haushalte verschickter Brief der Kabel Deutschland GmbH wurde von vielen Kunden nicht beachtet, weil er Werbung mit Information vermengte und missverständlich formuliert war.

Die KDG wolle, so verspricht Heike Koring, jetzt gezielter und klarer informieren, damit es bei der dritten Umstellungswelle, die jetzt im Osten der Stadt beginnt, nicht wieder zu solchem Unmut kommt. Das sieht Ralf Guse von EP:Röglin jedoch ziemlich skeptisch: „Wir werden mehr statt weniger Probleme bekommen. Die Quantität der technischen Möglichkeiten wird immer größer, die Qualität aber immer schlechter.“

Weitere Infos auch unter der Servicehotline ☎ 0180 / 553 88 10.