Springer-TV vor dem Aus

Der Konzern soll den Abschied von der Senderfusion planen. Die „Döpfner-Kurve“ neigt sich bedenklich

Für die Axel Springer AG beginnt das neue Jahr schlecht. Sehr schlecht. Nach dem Zwischenbescheid des Kartellamts von Freitag (taz berichtete) werden die Wettbewerbshüter die geplante Fusion des Pressehauses mit der ProSiebenSat.1 AG auf dem gegenwärtigen Stand ablehnen. Schon Morgen wird in bestem Amtsdeutsch eine „Untersagung“ des Zusammenschlusses durch die Medienkonzentrationskommission KEK erwartet. „Das ist tot. Das ist gelaufen“, sagt der Medienexperte Horst Röper.

Die Wirtschaftspresse spekuliert bereits über Ausstiegsszenarien. „Die Chancen stehen derzeit 60 Prozent für einen Rückzug und 40 Prozent für eine Fortsetzung“, wie das Handelsblatt aus der „Umgebung von Vorstandschef Döpfner“ erfahren haben will. Zwar kann Springer noch bis morgen Mittag mit weiteren Zugeständnissen dem Kartellamt entgegenkommen. Doch dessen Bedingungen – entweder der Verkauf von Bild oder eines der beiden großen Sender ProSieben und Sat.1 – sind für den Konzern unannehmbar. Nicht nur wegen der finanziellen Folgen eines Ausscherens der höchst profitablen Bild-Gruppe aus dem Konzern. Springer ohne Bild wäre einfach nicht mehr Springer. Der Senderverkauf ist ebenfalls kein Ausweg, weil die Fusion nur mit kompletter TV-Familie Sinn macht.

Formal hat der Konzern noch Spielraum: Springer kann gegen ein Kartellamts-Votum vor Gericht klagen. Oder bei der Bundesregierung um eine Ministererlaubnis anstehen, die die Fusion doch noch zulässt. Bei Letzterem ist der Ausgang aber angesichts der Gemengelage in der großen Koalition völlig ungewiss. Beide Varianten haben außerdem einen für Springer viel gravierenderen Nachteil: Sie dauern zu lange. Denn ab Anfang März müsste der Konzern an die Senderverkäufer um den US-Medienunternehmer Haim Saban monatlich 25 Millionen Euro zahlen. Bislang sei aber noch kein Cent des Drei-Milliarden-Euro-Kaufpreises an Saban & Co. gegangen, so das Handelsblatt – eine klare Ausstiegsoption. Zumal das so genannte Kartellrisiko bei den Verkäufern liegt. Scheitert die Fusion am Wettbewerbs-Veto, müssen sie sich nach neuen Abnehmern umsehen.

Für einen leisen Abschied vom ehrgeizigen Projekt spricht, dass Springer schon bei seinen ersten Zugeständnissen ans Kartellamt weniger auf dessen Bedenken eingegangen ist, sondern vielmehr Auflagen aus dem Kaufvertrag erfüllt hat. Dieser enthält nach Expertensicht bereits bestimmte Abstriche für das Kartellverfahren, die Springer nun anbieten muss. So erklärt sich auch das Angebot der vergangenen Woche, sich von allen Programmzeitschriften zu trennen – obwohl das von der Wettbewerbsbehörde nie verlangt worden war.

„Döpfner wird derzeit irgendetwas vorbereiten, um beim Abgesang auf die Fusion eine neue Strophe mit einer anderen Erfolgsmeldung zu intonieren“, so Röper. Und die sollte besser möglichst laut ausfallen. Sonst zeigt die Döpfner-Kurve, die früher auf die nicht eben schmeichelhaften „Erfolge“ des heutigen Springer-Chefs als Chefredakteur bei der untergegangenen Wochenpost und dem Hamburger Abendblatt anspielte, nach Jahren im Plus plötzlich wieder steil nach unten. STG