„Unterstütze gerne etwas Sinnvolles“

KRITIKER BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser hatte gegen den A-100-Bau gewettet

■ ist Geschäftsführer des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin und Sprecher im Arbeitskreis Verkehr.

taz: Herr Heuser, Sie hatten 2011 in einem Interview der Berliner Zeitung ein halbes Monatsgehalt zugunsten der Neuköllner Stadtteilmütter gewettet, dass es für die A 100 bis 2016 keinen Baubeginn geben wird. Jetzt kommt am Mittwoch der Spatenstich. Was nun?

Tilmann Heuser: Tja, ich werde den Stadtteilmüttern das Geld spenden.

Wie viel wird das sein?

Ungefähr 1.000 Euro.

Sie gehören zu den hartnäckigsten Gegnern des A-100-Weiterbaus. Wie sehr wurmt Sie die verlorene Wette?

Das Projekt ist und bleibt verkehrspolitische Unvernunft. Aber gerade wenn Geld für Unsinniges verschwendet wird, unterstütze ich gerne etwas Sinnvolles.

Warum lagen Sie mit Ihrer Prognose so daneben?

Weil der Weiterbau eine rein politische Entscheidung ist. Ein Hochzeitsgeschenk, das Bundesverkehrsminister Ramsauer 2011 der neuen, rot-schwarzen Koalition in Berlin versprochen hat und jetzt vor der Bundestagswahl einlöst. Dahinter steckt einfache Symbolpolitik: Wir zeigen, dass wir auch gegen den Widerstand der breiten Bevölkerung noch Infrastrukturprojekte durchsetzen können. Verkehrspolitisch macht es keinen Sinn: Von allen rund 100 Fernstraßenprojekten, die derzeit gebaut werden könnten, hat die A 100 mit das schlechteste Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Sehen Sie noch eine Chance den Weiterbau zu verhindern?

Für den 16. Bauabschnitts sieht’s schlecht aus. Noch viel problematischer und teurer aber ist der 17. Abschnitt, die Spreequerung und die Verlängerung an die Frankfurter Allee. Da müssen wir frühzeitig Widerstand aufbauen und hoffen, dass wir das Projekt aus dem neuen Bundesverkehrswegeplan rausgeschmissen bekommen. Das Geld sollte besser in den Lärmschutz an innerstädtischen Autobahnen und den Ausbau des Schienennetzes investiert werden.

Wollen Sie wetten, ob der 17. Abschnitt je gebaut wird?

(lacht) Wenn sich jemand findet, der sagt, der Abschnitt kommt auf jeden Fall, wette ich gern dagegen. Dann auch ein komplettes Monatsgehalt.