Weg frei für Rodung an Awacs-Startbahn

Gestern holte die niederländische Polizei die Waldbesetzer aus den Bäumen am Rand des Flughafens Geilenkirchen. Damit scheiterte ihr fünfwöchiger Protest gegen die Vernichtung von 46 Hektar Wald. Die gesamte Grenzregion hatte ihn unterstützt

Jetzt erst recht, dachten viele, die Krach und Gestank schon Jahre erdulden

AUS SCHINVELD HENK RAIJER

Die Waldbesetzung am Rande des Flughafens von Geilenkirchen ist gestern am frühen Morgen ohne Zwischenfälle beendet worden. Mit mehr als 700 Einsatzkräften umstellte die niederländische Polizei um 3 Uhr das Camp am westlichen Ende der Awacs-Startbahn, das Aktivisten der Umweltorganisation „GroenFront!“ vor fünf Wochen mit dem Ziel errichtet hatten, die Rodung von 46 Hektar Wald zu verhindern.

Wenige Stunden später erfolgte der Sturmbefehl. Anwohner aus den Grenzdörfern Schinveld und Brunssum sowie eine Vielzahl von SympathisantInnen aus Holland und Deutschland wurden aus dem Wald „begleitet“, etwa 20 Besetzer harrten bis weit in den Tag hinein in Baumhütten aus. Spezialeinheiten der Polizei setzten im Laufe des Tages Kranwagen ein, um die Demonstranten aus ihren Baumhütten zu holen. Bei Redaktionsschluss dauerte die Räumung der Bäume noch an, mit den Rodungsarbeiten soll so lange gewartet werden, bis der letzte Aktivist aufgegeben hat.

Der Protest der Besetzer und einer ganzen Region richtet sich gegen den Beschluss des Haager Verteidigungsministeriums, 6 Hektar Wald komplett abzuholzen und 40 weitere bis auf einen Meter Höhe zu stutzen, damit die in Geilenkirchen mit Zielort Irak und Afghanistan startenden Awacs-Maschinen mit vollen Tanks aufsteigen können, anstatt in der Luft aufgetankt zu werden (die taz berichtete).

Die Waldbesetzung war die unmittelbare Folge einer Niederlage vor Gericht. Am 2. Dezember hatte die oberste Gerichtsinstanz der Niederlande eine Klage der kerosin- und lärmgeplagten Gemeinde Onderbanken, zu der Schinveld und Brunssum gehören, gegen die geplante Rodung abgelehnt. Dieses Urteil ließ dem Verteidigungsministerium freie Hand, eine Rodungsgenehmigung der Stadt brauchte es danach nicht mehr einzuholen. „Gegen diesen undemokratischen Vorgang haben im politischen Den Haag viel zu wenige aufbegehrt“, erklärte am Rande der gestrigen Polizeiaktion der sozialdemokratische Parlamentsabgeordnete Diederik Samson, der in der Kälte ausgeharrt hatte – „auch in meiner Partei“.

Nachdem sich Den Haag zum Ärger vieler Flughafenanrainer gegen die Stadt Onderbanken durchgesetzt hatte, zog sich in den Tagen vor der Räumung der Bürgermeister den Zorn vieler Bürger der 8.000-Einwohner-Gemeinde zu. Er erließ gegen das einstimmige Votum des Stadtrats eine Notverordnung, die ein Betreten des Waldes unter Strafe stellte und damit die Rodung ermöglichen sollte.

Jetzt erst recht, dachten sich daraufhin viele, die Krach und Gestank schon seit 25 Jahren erdulden müssen. Rund 1.500 Menschen machten sich am Sonntagnachmittag zu einem „Waldspaziergang auf“, der im Camp der Besetzer mit einer Kundgebung endete. Und der Aufforderung von Seiten der Besetzer an die Einwohner, die Nacht über zu bleiben, „damit wir euren Wald nicht kampflos aufgeben müssen“, so „GroenFront!“-Sprecher Peter Polder, bevor er sich in eine der Baumhütten zurückzog.