Bauern bekämpfen Terminator

Kampagne „Freie Saat“ gestartet: Landwirte setzen sich gegen Monsanto und Co zur Wehr. Die Konzerne entwickeln umstrittene Gensaat – mit „Terminator-Technologie“

BERLIN taz ■ Saatgut ist ein Riesengeschäft: Weltweit setzen Saatgutkonzerne damit jedes Jahr rund 30 Milliarden US-Dollar um. Die Bauern müssen dafür zahlen. Sie müssen Konzernen wie Monsanto für patentiertes Saatgut jährliche Lizenzgebühren zahlen oder jedes Jahr ganz neues Saatgut teuer einkaufen. Letzteres ist für die Konzerne viel einfacher und lukrativer. Mit einem gentechnischen Trick wollen sie künftig steriles Saatgut herstellen. Weil die Bauern Getreide, Raps oder andere Ackerpflanzen dann nicht mehr selbst vermehren können, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als den Konzernen das Saatgut abzukaufen.

Gegen diese so genannte Terminator-Technologie regt sich nun aber Protest. Gestern hoben mehr als 30 deutsche Verbände – darunter der BUND, die Globalisierungskritiker von Attac und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) – eine neue Kampagne namens „Freie Saat“ aus der Taufe.

Um die Vermehrung des Saatguts durch die Bauern zu verhindern, bauen die Biotechnologen den Pflanzen ein Selbstmordgen ein. Die reife Pflanze produziert ein Gift, das den Keim abtötet. Nachkommen können nicht mehr entstehen. Dann kann es zum Beispiel nicht mehr passieren, dass brasilianische Farmer genmanipuliertes Saatgut schwarz aus Argentinien einführen und es anschließend selbst vermehren – ohne dass die Saatgutkonzerne einen Cent dafür sehen. Nach Informationen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) arbeiten alle große Pflanzentechnologiekonzerne, darunter auch Syngenta, Bayer und BASF, an der unfruchtbaren Pflanze.

„Wir betrachten die Terminator-Technologie als fundamentalen Angriff auf das jahrhundertealte Recht, Saatgut selbst zu vermehren“, sagte gestern AbL-Geschäftsführer Georg Janssen. Weltweit vermehren nach Angaben der AbL Bauern nach wie vor 80 Prozent ihres Saatguts selbst und kaufen nur 20 Prozent von den Konzernen. Und Rudolf Buntzel vom Evangelischen Entwicklungsdienst befürchtet dramatische Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern. Die Bauern wüssten oft gar nicht, auf was sie sich einlassen, wenn sie genmanipuliertes Saatgut erwerben. Im folgenden Jahr könnten sie dann vor Äckern stehen, auf denen kein Saatkorn mehr aufgegangen ist.

Die Befürworter der Technologie argumentieren, sie diene der biologischen Sicherheit. Sie verhindere nämlich, dass fremde Gene aus genmanipulierten Pflanzen auf andere Pflanzen übertragen werden, erklärt zum Beispiel das US-Saatgutunternehmens Delta & Pine Land in einer Werbebroschüre. Für ein vorgeschobenes Argument hält das die BUND-Agrarexpertin Heike Moldenhauer. Denn der Pollenflug werde durch das Terminator-Gen ja überhaupt nicht unterbunden und damit auch nicht die Möglichkeit der Auskreuzung.

Noch ist die Terminator-Technologie international im Rahmen der Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen geächtet. Im Jahr 2000 beschlossen die Vertragsstaaten ein nicht bindendes Moratorium. Doch die großen Agrarexportnationen, Kanada, Australien und Neuseeland, kämpfen für die Aufhebung des Moratoriums. Im März, wenn die Nachfolgekonferenz der Vertragsstaaten im brasilianischen Cartagena zusammentritt, wird dieses Thema erneut auf die Tagesordnung kommen.

Ein Ziel der Kampagne Freie Saat: die neue Bundesregierung, die noch keine eindeutige Haltung zu diesem Thema hat, auf eine Verlängerung des Moratoriums und ein Verbot der Technologie in Deutschland einzuschwören. NICOLA LIEBERT

www.freie-saat.de