Exbürgermeister wegen Mordes verurteilt

JUSTIZ Der ehemalige Bürgermeister von Ludwigsfelde, Heinrich Scholl, muss lebenslang ins Gefängnis, weil er nach Überzeugung des Gerichts seine Frau umgebracht hat. Das Urteil basiert auf Indizien

Der frühere Bürgermeister der Stadt Ludwigsfelde, Heinrich Scholl, ist wegen Mordes an seiner Ehefrau zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Potsdam sprach den 70-Jährigen am Dienstag schuldig, seine Frau im Dezember 2011 bei einem Waldspaziergang heimtückisch erdrosselt zu haben. Auslöser für das Verbrechen seien Eheprobleme gewesen. In der Urteilsbegründung zeichnete der Vorsitzende Richter Frank Tiemann von Scholl das Bild eines Mannes, der sich von seiner dominanten Frau seit langem gedemütigt fühlte und sie deshalb loswerden wollte.

Scholl, einst angesehener und beliebter Kommunalpolitiker von Ludwigsfelde, hatte bis zuletzt seine Unschuld beteuert. Seine Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert. Das Gericht folgte mit der Verurteilung wegen Mordes der Forderung der Staatsanwaltschaft.

Ehe lange belastet

Die Ehe sei schon lange stark belastet gewesen, sagte der Vorsitzende Richter Tiemann. So habe die 67-Jährige unter den vielen außerehelichen Beziehungen gelitten, die ihr Mann jahrelang pflegte. Bereits 2005 habe es eine Liaison zu einer Mitarbeiterin in der Stadtverwaltung gegeben, später dann hatte Scholl eine thailändische Geliebte und besuchte Bordelle. Nachdem er zwischenzeitlich eine Wohnung in Zehlendorf bezogen hatte, kehrte er Ende November 2011 ins eheliche Heim zurück.

Seine Geliebte hatte sich zuvor von ihm getrennt – auch, weil der Exbürgermeister seine Ersparnisse aufgebraucht hatte und die Frau nicht mehr wie gewohnt finanziell unterstützen konnte. Wieder zu Hause, habe Scholl nicht wieder ins alte Leben zurückkehren wollen, sondern sich vorgenommen, seine Frau zu töten, erklärte Tiemann. Er habe die Tat schließlich am 29. Dezember, einen Tag nach dem 47. Hochzeitstag begangen und dabei noch versucht, ein Sexualdelikt vorzutäuschen. Schon 2012 geriet er jedoch in Verdacht und kam in Untersuchungshaft.

Scholl war von 1990 bis 2008 Bürgermeister der rund 24.000 Einwohner zählenden Stadt Ludwigsfelde. In der Wendezeit der DDR gehörte er zu den Mitbegründern der ostdeutschen SPD. Als Stadtoberhaupt sei er durchaus erfolgreich gewesen, stellte der Vorsitzende Richter fest: „Er war ein Macher.“ In dem Amt habe er einen Ausgleich zu seinen Eheproblemen zu Hause gesucht.

Der Angeklagte konnte während des gut sechsmonatigen Verfahrens kein Alibi nachweisen – und am Tatort wurden DNA-Spuren von Scholl gefunden. Mit Hilfe von rund 100 Zeugen versuchte das Schwurgericht, den Fall zu klären. Ursprünglich war schon eine Entscheidung für Ende Februar angedacht gewesen. (dpa)