ULRIKE FOKKEN ÜBER DEN VERPASSTEN RÜCKTRITT VON ULI HOENESS
: Ungut gedeckt

Das Rechtsbewusstsein der Bayern-Aufsichtsräte in puncto Steuerzahlung ist unterentwickelt

Die Sponsoren und Anteilseigner von FC Bayern München leisten sich einen Steuerbetrüger. Als Aufsichtsräte des Münchner Fußball-Konzerns haben sie beschlossen, Uli Hoeneß weiterhin als Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums der FC Bayern München AG zu halten, als Präsident des Fußballvereins sollte er eh am Ball bleiben. Bankmanager Dieter Rampl von der Unicredit Hypovereinsbank und die Vorstandsmitglieder von deutschen Konzernen wie Volkswagen, Audi, Adidas und der Deutschen Telekom tragen die strafrechtlich relevante Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß mit. Sie alle decken damit ein Verbrechen, das in den Verhaltensregeln der Unternehmen für ihre Mitarbeiter als „nicht akzeptabel“ abgelehnt wird. Derartige Grundsätze für verantwortliches Handeln und rechtstaatliches Wirtschaften der Unternehmen waren vermutlich nie das Papier wert, auf dem sie stehen. Warum sonst beschäftigen die Unternehmen dutzende Juristen, die nach Möglichkeiten der Steuervermeidung fahnden. Nach dieser Entscheidung zeigt sich, dass die Industriebosse sich immer noch jenseits des Gesetzes wähnen. Die neudeutsch „Compliance“ genannten Regeln für gesetzestreue Unternehmensführung fallen damit in die Marketingabteilung.

Rein aus PR-Gründen halten VW-Chef Martin Winterkorn, Audi-Vorstand Rupert Stadler oder Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer dem Bayern-Präsidenten Hoeneß die Stange. Dabei offenbaren sie, dass ihr Rechtsbewusstsein in puncto Steuerzahlung unterentwickelt ist. Hoeneß’ Steuerhinterziehung gilt offenbar als Verfehlung, die er mit seiner öffentlich vorgetragenen Reue wiedergutmachen kann. Heile, heile Segen funktioniert aber allenfalls in der Autosuggestion eines sich seiner Taten nicht in letzter Konsequenz bewussten Menschen. Die Topmanager zeigen damit ihre Unfähigkeit, auf Fehler angemessen zu reagieren.

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