Kommentar: Christian Jakob über DNA-Duschen
: Motiv: Fakten schaffen

Der Sinn von Pilotprojekten ist stets zweierlei. Offiziell sollen Erfahrungen im Umgang mit einer Technik gesammelt werden. Mindestens ebenso wichtig aber ist das Ziel, Akzeptanz zu wecken. Im Fall der künstlichen DNA heißt das: Die Öffentlichkeit soll sich an den alltäglichen Einsatz der unsichtbaren Marker-Flüssigkeit gewöhnen.

Darum wird der Praxistest nun mit voller Kraft vorangetrieben – obwohl ernsthafte Zweifel bestehen, ob private Gewerbetreibende solche Anlagen tatsächlich aufstellen dürfen. Mit Verweis auf den Testcharakter wird versucht, die fällige politische Klärung zu vermeiden. Dabei täte man gut daran, zumindest so lange ein Moratorium einzuhalten, bis die grundlegenden Fragen geklärt sind.

Neben juristischen sind dies auch medizinische: Wenn die Markierung Sinn machen soll, muss sie auf die Haut gesprüht werden – also auf den Kopf. Dort haftet sie wochenlang. Aber wie sich die Substanz etwa in den Augen verhält, ist unklar. Wer so lange nicht warten mag, dürfte vor allem ein Motiv haben: Fakten schaffen.

Denn wenn sich die DNA-Sprüherei erst einmal etabliert hat, womöglich der erste Tankstellenräuber mit Schwarzlichtflecken im Gesicht vorgezeigt werden kann, werden sich die Kritiker kaum noch durchsetzen können – Grundrechtszweifel hin oder her.