CDU macht Schule
: Widersprüchliche Bildungspolitik

Am CDU-geführten Schulministerium prallt jede Kritik an der Auflösung der Grundschulbezirke ab. Jedes noch so berechtigte Argument von Bildungsexperten oder aus der Opposition wird mit einem Verweis auf den Koalitionsvertrag abgeschmettert. Das ist aus mehreren Gründen verwunderlich: Es war nicht die Union, die sich im Wahlkampf für einen Wettbewerb unter den Grundschulen stark machte, sondern nur der kleine Koalitionspartner FDP. Im Gegenteil: Die CDU hatte eine stärkere Regulierung der Schülerzusammensetzung geplant, den MigrantInnenanteil an Grundschulen wollte sie auf 25 Prozent beschränken. Damit wollte sie die soziale Segregation eindämmen, die unter anderem für die schlechten PISA-Ergebnisse in NRW verantwortlich ist.

KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN

Doch das Festhalten an der Auflösung der Grundschulbezirke steht auch im Widerspruch zu der geplanten Gründung von Familienzentren an Kindertagesstätten (Seite 2). Diese sollen die Kinder und ihre Eltern vor allem in problematischen Stadtteilen an den Stadtbezirk binden, in dem dort Beratungs- und Integrationsangebote gebündelt werden sollen. Durch die freie Wahl der Grundschule werden die Kinder wieder aus diesem Kontext gerissen. Wenn Kinder außerdem in andere Bezirke gekarrt werden, verlieren sie und ihre Eltern die Bindung an den Stadtteil, Kindergartenfreundschaften gehen verloren.

Schwarz-Gelb muss sich entscheiden, wer über das Wohl der Kinder bestimmen darf. Bei der Wahl der Grundschule will sie den Eltern freie Hand lassen, die weiterführende Schule sollen diese jedoch nicht mehr aussuchen dürfen, hier entscheiden in Zukunft die LehrerInnen. Die Schulministerin sollte in ihrer Bildungspolitik nicht ständig zwischen strenger Regulierung und marktwirtschaftlichen Prinzipien hin und herspringen. Offensichtlich weiß Barbara Sommer selbst nicht, wie sie NRW aus der Bildungsmisere holen soll.