Wege für kurze Beine

Schulbezirke müssen beibehalten werden, fordern ExpertInnen vom Land. „Soziale Gräben werden tiefer“

DÜSSELDORF taz ■ SchulexpertInnen laufen Sturm gegen die von der Landesregierung geplante Aufhebung der Grundschulbezirke. Bei einer Expertenanhörung gestern im Düsseldorfer Landtag waren sich die VertreterInnen der Lehrergewerkschaften und der kommunalen Spitzenverbände einig: Die freie Grundschulwahl löse keine Probleme, sondern schaffe nur neue.

Die Argumente waren nicht neu: Kinder aus schwierigen sozialen Milieus konzentrierten sich bereits heute auf bestimmten Schulen, sagte etwa Klaus Hebborn vom Städtetag NRW: „Die Auflösung der Bezirke verschärft die sozialen Gräben.“ Zudem würde das Prinzip „kurze Beine – kurze Wege“ durchbrochen, gibt Hans-Georg Küppers, Bildungsdezernent der Stadt Bochum zu bedenken: „Kinder dürfen nicht aus ihrem sozialen Kontext gerissen werden.“ Statt eines Bürokratieabbaus, den die Landesregierung verspricht, führe die freie Schulwahl zu mehr Bürokratie: „Weil keiner weiß, ob er an der Wunsch-Schule angenommen wird, werden Eltern ihre Kinder an mehreren Schulen anmelden“, prophezeien die ExpertInnen.

Selbst der Vertreter der Unternehmensberatung Mc Kinsey kann sich nur unter drei Voraussetzungen eine Auflösung der Schulbezirke vorstellen: „Die Schulen brauchen mehr Eigenverantwortung, so genannte Problemschulen müssen unterstützt werden und die Qualität der Schulen muss für Eltern überprüfbar sein.“

Doch auch die anderen ExpertInnen zeigten sich kompromissbereit. Man könne es den Kommunen und Kreisen selbst überlassen, ob sie die Bezirke beibehalten. Das Schulministerium lehnt jeden Kompromiss ab: „Die Auflösung der Grundschulbezirke ist fester Bestandteil des Koalitionsvertrag“, so ein Sprecher zur taz. NAW