Braune Bulldoggen

Ausgerechnet Fans des Fußballclubs der Hitlerstadt Braunau am Inn fallen mit rechtsradikalen Gesten auf. Nun ermittelt die Staatspolizei wegen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz gegen sie

AUS WIEN RALF LEONHARD

Als ob die oberösterreichische Stadt Braunau am Inn nicht schon genug damit gestraft wäre, dass dort die Wiege Adolf Hitlers stand. Jugendliche Fußballfans versuchen jetzt, den von den Stadtvätern mühsam bekämpften braunen Geruch wieder zum stechenden Gestank zu machen. Auf einem Foto, das einige Wochen im Internet zu sehen war, recken Mitglieder des Fußball-Fanclubs „Braunauer Bulldogs“ die Hand zum Hitler-Gruß. Sie posieren vor einem schwarzen Banner ausgerechnet vor dem Konzentrationslager Mauthausen bei Linz, das längst zur Holocaust-Gedenkstätte umgebaut wurde.

Im Fanclub des Unterligavereins FC Braunau fand man das Bild offenbar so geil, dass man beschloss, es auf die Homepage der Bulldogs zu stellen. Dort wurde es von Mitgliedern der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) entdeckt. Dass es sich um keinen einmaligen Ausrutscher handelt, beweist wiederum ein weiteres Foto, aufgenommen in einer Pizzeria der Gemeinde Pasching bei Linz, das zehn Burschen um einen Tisch versammelt zeigt. Vier von ihnen recken den rechten Arm in eindeutiger Weise der Kamera entgegen. Die meisten der jungen Fans, die den Hitler-Gruß ganz offensichtlich cool finden, sind nach Angaben der oberösterreichischen Medien noch keine 15 Jahre alt.

Gegen den Fanclub und seine Obleute ermittelt jetzt die Staatspolizei wegen Verstoßes gegen das NS-Verbotsgesetz. „Wer sich im nationalsozialistischen Sinn betätigt, wird, sofern die Tat nicht nach einer anderen Bestimmung strenger strafbar ist, mit Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren, bei besonderer Gefährlichkeit des Täters oder der Betätigung bis zu 20 Jahren bestraft“, heißt es dort in Paragraf 3 G. Nach Ruchbarwerden des Skandals wurden die Bilder eilig von der Homepage genommen, die inzwischen als Ganzes vom Netz ist. Lediglich das Web-Gästebuch des Vereins war noch einige Tage zugänglich. Nachdem sich dort Neonazis aus ganz Europa mit Unterstützungserklärungen, zynischen Sprüchen und einschlägigen Witzen austobten, wurde auch dieses Forum geschlossen. Ein ungarischer Rechtsradikaler nutzte die Tribüne gar für eine Einladung zu einem Neonazitreffen.

Der FC Braunau distanzierte sich umgehend von diesen Aktivitäten seiner Fans. Für Bürgermeister Gerhard Skiba von der SPÖ ist die Affäre eine kleine Katastrophe: „Wir haben es mit unserem Ruf als Geburtsstadt von Adolf Hitler sowieso nicht leicht. Und jetzt kommt noch eine Entgleisung von so hirnlosen Jugendlichen dazu.“ Ein Gespräch mit den Vereinsvorsitzenden, zwei jungen Männern knapp über 20, habe den Bürgermeister auch nicht aufgebaut. „Sie sagten, bei dem Foto in der Pizzeria hätten sie sich umarmt, und das schaue halt etwas blöd aus“, sagte Skiba der Lokalpresse. Auch die Ausrede, das Bild vor dem KZ sei falsch interpretiert worden, will der Politiker nicht akzeptieren: „Für mich als Betrachter ist das Verhalten eindeutig. Mit diesen Bildern gibt der Fanclub seine Gesinnung preis.“

Einträge in der Rubrik Witze auf der Homepage seien genauso eindeutig wie unentschuldbar. Auch dass sich die Clubvorsitzenden „Kapos“ nennen, wie jene Männer, die im KZ im Auftrag der SS die Zwangsarbeit der Häftlinge zu organisieren hatten, ist wenig dazu angetan, die Bedenken hinsichtlich der Vereinsaktivitäten zu zerstreuen. Auch für die Grünen in Oberösterreich sind die Fotos „demokratiepolitisch mehr als bedenklich und als solches keinesfalls zu akzeptieren“. Sie wollen, dass die Aktivitäten der Bulldogs über die beiden Bilder hinaus nach dem Verbotsgesetz überprüft werden.

Die Stadt Braunau war zwar wiederholt Ziel von organisierten Hitler-Nostalgikern, doch sind den Behörden bislang keine Neonazi-Zellen dort bekannt. Im oberösterreichischen Verwaltungsbezirk Wels-Land kennt die Staatspolizei eine Gruppe von etwa 15 Personen, die sie als rechtsextrem bis „rechtstendenziös“ einstuft. Einige von ihnen wurden bereits nach dem Verbotsgesetz verurteilt. Es gibt Verbindungen zu Gleichgesinnten in Wien, Südböhmen und Bayern.