„Der moderne Spatenstich“

INSTALLATION Das Künstlerduo Reinecke & Wimmer macht Lärm in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst

■ 33, macht gerade sein Meisterjahr an der Hochschule für Künste Bremen. Mit Daniel Wimmer, 30, arbeitet er seit 2010 zum Thema Macht und Architektur.

taz: Herr Reinecke, was haben Sie gegen Blumen?

Tim Reinecke: Nichts.

Aber in Ihrer Installation „An Stadt Blumen“ spielen sie keine Rolle …

Nun, als Duo Reinecke & Wimmer haben wir in den letzten Jahren die rasante Entwicklung der Überseestadt verfolgt und dort Ton- und Bildmaterial gesammelt. Dort haben wir auch den Lärm eines Rammschlags aufgenommen, er ist Teil unserer Installation, die am Wochenende in der GAK zu sehen ist.

Wieso ein Rammschlag?

Er ist der moderne Spatenstich. Zur Einweihung von Baustellen drücken die Bauherren einen Schalter, der den ersten Rammschlag auslöst.

Das klingt brutal.

Es ist ein Sinnbild für die Rücksichtslosigkeit des Handelns von Bauinvestoren. Das Geräusch gibt eine Vorstellung davon, was auf dem Ort passieren könnte, wenn dort keine Kunst mehr stattfinden kann. Uns interessiert, inwieweit Machtstrukturen sich im öffentlichen Raum in Form von Architektur manifestieren. Auch auf dem Teerhof.

Sie spielen auf die Standortdebatte um die Weserburg an?

Ja. Das Neue Museum Weserburg erwägt, in einen Neubau in der Überseestadt zu ziehen. Das Verbleiben der GAK und der Kunst insgesamt an diesem Standort stünde dann zur Disposition. Die Baufirma Siedentopf soll an der Immobilie auf dem Teerhof interessiert sein und ein Grundstück in der Überseestadt in Aussicht gestellt haben. Wir haben hier die beunruhigende Situation, dass ein konzeptloser Museumsdirektor zusammen mit einem Bauinvestor eine seltsame Interessengemeinschaft bildet. Die klammen Haushaltskassen begünstigen dieses Szenario.

Welche Rolle spielt das in Ihrer Arbeit?

Wir lassen viel Raum, weil auch die Situation um den Teerhof eher spekulativen Charakter hat. Vieles liegt im Unklaren. Das ist ein Unterschied zu unseren sonstigen Arbeiten, in denen wir auf haptisch reelle architektonische Manifestationen von Macht reagieren, sie unterwandern und sabotieren.

Wird der Rammschlag in der Weserburg zu hören sein?

Das weiß ich nicht. Man stößt dort oft genug auf taube Ohren. Als Grußbotschaft ist er jedenfalls nicht gedacht.

INTERVIEW: RADEK KROLCZYK

Eröffnung: Sa, 19 Uhr, So von 11 bis 18 Uhr, Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Teehof 21