Mit Brandschutz gegen Nothilfe

ASYL In Reinickendorf sperrt sich der Bezirksstadtrat Lambert (CDU) weiter gegen Notunterkunft für Asylbewerber. Sozialsenator Czaja (CDU) kontert

Der Ärger um Asylunterkünfte in Reinickendorf geht in eine weitere Runde: Nachdem Reinickendorfs Baustadtrat Martin Lambert (CDU) bereits in einem Brief sein Missfallen darüber verkündet hatte, dass das Land Berlin in seinem Bezirk eine Notunterkunft für Flüchtlinge in einem Vivantes-Gebäude in Betrieb nahm, startete er Anfang der Woche einen weiteren Angriff auf die von ihm nicht erwünschte Notunterkunft: Sein Amt ließ in dem Gebäude die obere von zwei Etagen sperren. Aus Brandschutzgründen, sagt das Landesamt für Gesundheit und Soziales, dessen Sprecherin Silvia Kostner bilanziert: „Damit können wir in dem Haus statt 300 nur 150 Personen unterbringen.“

Weil in Charlottenburg ein Übergangswohnheim mit 140 Plätzen schließen musste, sei die Platzkapazität in Berlins Asylheimen erneut am oberen Limit. Somit konnte das von Sozialsenator Mario Czaja (CDU) beschlagnahmte Vivantes-Gebäude gerade einmal das geschlossene Heim ersetzen. Weiter fehlen 160 Unterkünfte für Asylsuchende.

Kostner zufolge verlangt Lamberts Bauamt eine bestimmte Ausführung von Brandschutztüren, damit sein Bauamt die gesperrte Etage in dem für die Flüchtlinge vorgesehenen Gebäude wieder freigibt. Und zwar genau so eine Tür, die nirgendwo lieferbar ist. „Bisher haben in Notunterkünften Brandwachen ausgereicht“, sagt Kostner.

Doch Sozialsenator Mario Czaja (CDU) hat in dem persönlichen Krieg mit seinem Parteifreund nicht tatenlos zugesehen. Er beschlagnahmte am Dienstagabend ein weiteres freies Vivantes-Gebäude auf dem Areal der ehemaligen Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Dort sollen nächste Woche Asylsuchende ein Obdach bekommen. MARINA MAI