Gewerkschaft wird unchristlich

Kampf um den Vizevorsitz beim DGB-NRW. Bundesvorstand der Gewerkschaft nominiert SPD-Frau statt CDU-Mitglied. CDA-Chef Laumann: „Anschlag auf den Gedanken der Einheitsgewerkschaft“

VON MARTIN TEIGELER

Bei den Neuwahlen zum DGB-Bezirksvorstand NRW am 11. Februar zeichnet sich eine Kampfkandidatur zwischen CDU und SPD um den Vizeposten ab. Nach taz-Informationen wollen sowohl die Christdemokratin Elke Hannack (Bonn) als auch SPD-Mitglied Martina Peil (Essen) für den stellvertretenden Landesvorsitz kandidieren. Weil der DGB-Bundesvorstand entgegen der Empfehlung des DGB-Landesbezirks nicht die CDU-Frau Hannack als neue Vizechefin in NRW vorgeschlagen hat, geht die CDU auf die Barrikaden. CDU-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann sprach von einem „Anschlag des DGB auf den Gedanken der Einheitsgewerkschaft“.

Gestern Abend wollte der Verdi-Landesbezirksvorstand über die drohende Kampfkandidatur beraten. Beide Frauen gehören der Dienstleistungsgewerkschaft an. Elke Hannack, Geschäftsstellenleiterin der DGB-Region Bonn-Rhein-Sieg und Mitglied im Bundesvorstand der CDU-Arbeitnehmer (CDA), zeigte sich gestern auf taz-Anfrage zuversichtlich, dass viele der rund 100 DGB-Delegierten Mitte Februar für sie stimmen werden. „Viele sind verärgert, wie das bisher abgelaufen ist“, so Hannack. Sie wisse bislang nicht, warum sich die Gewerkschaftszentrale gegen sie ausgesprochen hat.

Ein Verdi-Sprecher dementierte die politische Dimension des Konflikts: „Das ist keine Sache SPD gegen CDU.“ Auch Kandidatin Peil wollte von Parteipolitik nichts wissen: „Meine SPD-Mitgliedschaft spielt keine Rolle bei der Bewerbung.“

Die CDA deutet den Personalstreit anders. Der DGB-Bundesvorstand habe sich über eine Empfehlung des DGB-Bezirks NRW hinweggesetzt und gefährde das Prinzip der nicht parteigebundenen Einheitsgewerkschaft, so CDA-Landeschef Ralf Brauksiepe. „Seit 60 Jahren gilt es als selbstverständlich, dass sich auch die christlich-sozialen Gewerkschaftsvertreter in der Führungsspitze des DGB wiederfinden.“ Bitter für die CDU: Auch der designierte neue Bezirkschef Guntram Schneider ist SPDler.

„In einer demokratischen Organisation gibt es auch einmal strittige Personalentscheidungen“, sagte ein Sprecher des DGB-Bezirks NRW. Die endgültige Entscheidung liege bei den Delegierten. Ein Sprecher von DGB-Chef Michael Sommer sagte: „Der DGB-Vorstand hat ein Nominierungsrecht. Davon hat er Gebrauch gemacht.“

Derweil schmollt die CDU und findet das Verhalten des gewerkschaftlichen Dachverbands „skandalös“: „Schließlich hat die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass die Mehrheit der Arbeitnehmer die CDU gewählt hat. Dies muss auch von einer Gewerkschaftsspitze akzeptiert werden“, so Landesarbeitsminister und CDA-Boss Karl-Josef Laumann. Dass seine Parteifreundin Hannack nun abgelehnt worden sei, liege auch am allzu forschen Auftreten der CDUler beim DGB, heißt es aus der Gewerkschaft: „Die CDA hat Hannack von Anfang zu sehr nach vorn gepusht.“