Läuft

PRODUKTTEST Der Held-Wodka wurde früher im Hinterhof gebraut. Er ist zurück. Ein Redaktionsbesäufnis

WS: Das Beste ist der Name.

MR: Das kannst du nicht beurteilen, weil du ihn nicht probiert hast.

WS: Hab ich doch. Er ist heiß im Bauch.

Freitagabend, die Produktion ist geschafft, morgen wird es eine neue sonntaz geben, und die Redaktion trifft sich und trinkt Retro-Wodka. Beruflich.

ES: Ich finde, man schmeckt die Kartoffel.

Familie Meisner hat ihn erfunden, vor mehr als hundert Jahren, in Oberschlesien. Sie brachten ihr Rezept in das wilde Berlin der Zwanziger und brauten den Wodka dort in den Hinterhöfen. Zuckerrübenpampe, dreimal destilliert, filtriert.

MR: Ehrlich, in Polen nimmt man das gegen Halsschmerzen. So hab ich das die ganze Woche gemacht. Wodka und dann ins Bett.

Als die Dreißiger kamen, braute Familie Meißner keinen Wodka mehr. In den Vierzigern flohen sie vor dem Krieg nach Schleswig-Holstein.

WS: Schmeckt dieser Wodka jetzt anders als die anderen?

MR: Nein. Nur zwischen gutem und schlechtem Wodka kann man unterscheiden.

WS: Ist das ein schlechter?

MR: Nein, ein guter.

AS: Läuft.

Familie Meißner braute im Norden weiter Spirituosen. Zwei Berliner erinnerten sich an sie und holten ihr Rezept zurück in die Hauptstadt. Das war 2005. Ein Wodka aus den Zwanzigern passt gerade gut nach Berlin.

MR: Nur, weil die Pfütze trüb ist, muss man sie noch lange nicht für tief halten.

JG: Dabei hat es gar nicht geregnet.

Der Wodka läuft.

DIE SONNTAZ-REDAKTION

Held-Wodka, bei Berliner Spirituosenhändlern oder unter heldvodka.de, der Liter kostet 28 Euro