Eine opulente Veranstaltung

Seit 80 Jahren gibt es die Internationale Grüne Woche nun schon. Ein Grund zu feiern! Die kulinarische Leistungsschau widmet sich auch der nachhaltigen Landwirtschaft und präsentiert den ersten Spaltenreinigungsroboter

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Das Brandenburger Tor leuchtet schon seit Montag in den Farben der Messe. Eine gelbe Ähre auf grünem Hintergrund strahlt in den Berliner Nachthimmel. Seit 80 Jahren gibt es nun die Grüne Woche, den Jahrmarkt rund um die Themen Ernährung und Landwirtschaft. Das muss gefeiert werden. Das erleuchtete Monument inmitten der Stadt soll die frohe Botschaft verkünden: Die Grüne Woche lebt – und sie lebt nicht schlecht.

Die Veranstalter sprechen stolz von der weltgrößten Verbrauchermesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Es wird erneut mit mehr als 400.000 Besuchern an den zehn Messetagen vom 13. bis zum 22. Januar gerechnet. Der Eröffnungstag ist dabei den Fachbesuchern vorbehalten. Diese haben die Möglichkeit, im Anschluss an den Messerundgang von Landwirtschaftsminister Horst Seehofer, der die Veranstaltung offiziell eröffnen wird, ihre Kontakte zu pflegen und Geschäftsabschlüsse zu tätigen. An den Tagen danach wird es – wie immer – eng in den Ausstellungshallen. Dann werden sich wieder die so genannten Endverbraucher durch die Stände schieben.

Die vom neuen Landwirtschaftsminister eingeläutete Abkehr von der Agrarwende, die neuerliche Hinwendung zur traditionellen Landwirtschaft, wird sich wohl noch nicht widerspiegeln in den Hallen 1 bis 26 des Berliner Messegeländes. Der ökologische Landbau, der faire Umgang mit der Natur, sie stehen im Mittelpunkt der Sonderschau des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die Nachhaltigkeit im Ackerbau, die Chancen, die der Anbau nachwachsender Rohstoffen mit sich bringen, sind Themen, die die Diskussionen auf der Grünen Woche 2006 bestimmen werden.

Auch wenn die Zeiten, in der die traditionelle Veranstaltung zu Jahresbeginn als Fressmesse verspottet wurde, vorbei sind, bleibt die Grüne Woche natürlich eine Veranstaltung rund ums Essen. Wenn es um Ernährung geht, bleiben Begriffe wie Wohlbefinden und Gesundheit meist nicht unerwähnt. Es geht um einen sinnvollen Umgang mit Nahrungsmitteln. Das Fressfest ist zu einer Genießerveranstaltung geworden. Den Verbrauchern sollen landwirtschaftliche Produkte schmackhaft gemacht werden, indem sie mit der Herstellungsweise vertraut gemacht werden. Der „ErlebnisBauernhof“ hat sich in den letzten Jahren als wahrer Publikumsmagnet erwiesen. Kühe, Schweine und Geflügel werden – artgerecht natürlich – auf dem Schauhof gehalten, ein Bauerngarten und kleine Äcker sind bestellt. Dass für das Ausmisten eines Kuhstalls keine Drecksarbeit mehr verrichtet werden muss, auch das können die Besucher des Minigehöfts erfahren. Für so etwas gibt es heutzutage einen Spaltenreinigungsroboter, der seine Messepremiere in Berlin feiert. Da schmeckt die Milch, die für die Besucher am Hof ausgeschenkt wird, doch gleich besser.

Gut schmecken soll es den Messegästen vor allem aber auf den Produktmärkten. Dort gibt es so manches Gläschen zu probieren, so manchen Happen zu verkosten. Aussteller aus über 50 Ländern präsentieren dabei ihre Lebensmittel. Es gibt eine „proBier-Halle“, ein „Kulinarium der Weine“, Kräuter, Gewürze und Tee aus aller Welt werden vorgestellt. Dass „Wattwürmer“ eine Salami aus Norddeutschland ist, kann man im Produktmarkt für Fleisch- und Wurstwaren erfahren. Eine ganz besondere Präsentation erfährt „Seafood“. Über 60 Fisch-, Krebs- und Weichtierarten werden ausgestellt und zum Verzehr angeboten. Hobbyköche werden von Profis mit Kochtipps versorgt.

Wer nach seinem Schlemmerrundgang mit Hochprozentigem seine Verdauung in Gang bringen will, der sollte sich zum Stand der Russischen Föderation begeben. Neben den von den russischen Gästen so bezeichneten „ökologisch reinen Lebensmitteln“ aus Russland kann auch der berühmte Klare aus dem Osten verkostet werden, auf einem „Wodka-Festival“. Die Russischen Föderation ist in diesem Jahr offizieller Partner der Grünen Woche. Die meisten ausländischen Aussteller kommen aus Russland. Das russische Agrarministerium hofft, auf der Messe die Grundlage für einen regen Handel mit landwirtschaftlichen Produkten legen zu können. Bislang werden vor allem Fisch- und Fischprodukte nach Deutschland exportiert.

So richtig grün ist die Grüne Woche in der Blumenhalle. Dort riecht es auch gewiss nicht nach Essen. Narzissen, Tulpen und Krokusse, grüne Birken und Kiefern sollen den Frühling ins winterliche Berlin zaubern. „Die Stadt blüht auf“ heißt eine Sonderschau, die sich unter anderem mit Gestaltungsmöglichkeiten von Kleingärten befasst. Dabei soll auch der weltgrößte Gartenzwerg präsentiert werden. Auch wenn es um Kleingärten geht, ist die Grüne Woche also ganz groß.