Der Solar-Stratege

Natürlich steht jetzt wieder der Sonnenkönig in den Schlagzeilen, Frank Asbeck, der schillernde Solarworld-Chef aus Bonn. Seit Langem kämpft sein Konzern für Strafzölle auf chinesische Solarmodule, weil die dortigen Hersteller dank massiver Staatssubventionen ihre europäische Konkurrenz aus dem Weg räumen könnten; in dieser Woche hat die EU-Kommission zugestimmt. Asbeck sei „in den Medien der lauteste Lautsprecher“ der Initiative, schreibt Spiegel Online. Nun ja. Medien lieben es eben, den Millionär mit einem Faible für Luxusautos zu präsentieren.

Asbecks Konzernsprecher und Lobbyist Milan Nitzschke arbeitet derweil im Hintergrund. Nitzschke ist einer der Strategen der Solarbranche, eloquent, kommunikationsfreudig. Vor allem aber: kein Sprechblasenautomat. Was sollte so jemand als Lobbyist beim Verband der Solarbranche, dem BSW?

Der beschränkt sich weitgehend darauf, Erfolgsmeldungen zu verkünden. Und muss das auch, weil er zu einem unbeweglichen Tanker geworden ist, in dem Profiteure wie Opfer des chinesischen Solarbooms sitzen.

Solarworld nahm den Kampf gegen die Staatssubventionen für Chinas Solarhersteller daher im Alleingang auf. In Brüssel trafen sich alle wieder zum Showdown: Die Lobbygruppe „EU ProSun“ mit Nitzschke an der Spitze, die für Strafzölle kämpfte; die „Allianz für bezahlbare Solarenergie“ mit deutschen Projektierern wie juwi, die um ihre billigen Module fürchteten, und sich dagegen einsetzten. Jetzt hat Nitzschke wohl gewonnen. Aber ob das noch früh genug kommt, die deutschen Solarhersteller zu retten, Solarworld eingeschlossen? Am 22. Mai will der Bonner Konzern seinen Gläubigern einen Rettungsplan präsentieren. MARTIN REEH