DER RECHTE RANDWARUM NAZIS EIN HERZ FÜR TIERE HABEN
: Naturschutz national

Auf den Straßenschildern in der Region Salzgitter-Wolfenbüttel kleben neuerdings Sticker mit dem Satz „Umwelt- und Tierschutz ist Selbstschutz für uns Menschen“. Allerdings irritieren den Betrachter der ökologischen Botschaft die zwei Fahnenmotive in schwarz und grün. Erst der Gruppenname „Freie Aktivisten Wolfenbüttel / Salzgitter“ (AN-WFSZ) signalisiert: Ein autonom-nationalistische Kameradschaft sorgt sich hier um Umwelt, Tier und Mensch.

Seit mehreren Wochen läuft in der niedersächsischen Region die Kampagne, die dazu aufruft, die Arbeit von Tierschutzvereinen zu unterstützen. Angeblich wollen die Aktivisten dem Tierheim Salzgitter bereits Hundefutter gespendet haben. „Nein“, sagt eine Mitarbeiterin des Tierheims überrascht, „als Gruppen haben Rechtsextreme nichts abgegeben“.

Neu ist der Tierschutzgedanke innerhalb der rechten Szene allerdings nicht. Schon Protagonisten der völkischen Bewegung von 1871 setzen sich dafür ein. Die Positionen von damals spiegeln sich auch bei der AN-WFSZ wieder. Im Internet schreiben sie, dass der „industrialisierte Mensch“ sein „Erbe Deutschlands“ durch mangelnden Respekt vor der Natur vernichte. Demnach entarte der Fleischkonsum zu „perverser materialistischer“ Massentierhaltung. Die Neonazis kritisieren zudem, dass die Regenwälder rücksichtslos gerodet würden und ganze Landstriche durch „zionistische Angriffskriege“ entvölkert würden. Die Kameradschaft erklärt, dass ihre „Weltanschauung auf völkischen und rassistischen Naturgesetzen“ beruhe.

„Die Gefahr besteht, wenn Jugendliche sich über Massentierhaltung aufregen, dass sie auf die Falschen treffen können“, sagt Helge Limburg von der niedersächsischen Landtagsfraktion der Grünen. Naturschutz müsse demnach immer auch soziale und internationale Aspekte mitdenken.

Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland