das wichtigste
: Tödliche Wallfahrt

Bei der diesjährigen Hadsch in Mekka sterben mehrere hundert Pilger im Gedränge beim Steinigungsritual

RIAD/KAIRO dpa/rtr ■ Bei der islamischen Wallfahrt nach Mekka sind gestern mindestens 300 Pilger bei einer Massenpanik zu Tode getrampelt worden. Im Laufe des letzten Tages der Hadsch wurden immer mehr Tote von der Unglücksstelle in Mena gemeldet. Ärzte rechneten damit, dass die Zahl der Toten weiter steigen könnte, weil viele schwer Verletzte in Lebensgefahr schwebten. In diesem Jahr halten sich mehr als 2,5 Millionen Muslime aus 188 Nationen in Mekka auf.

Zur Unglücksursache erklärten saudische Behördenvertreter, mehrere Pilger seien in Mena auf ihrem Weg zur symbolischen Steinigung des Teufels über Gepäckstücke gestürzt. Einige Gläubige hätten trotz eines Verbots im Gedränge auf der Dschamarat-Brücke große Taschen mitgeschleppt. Nach den Regeln der Hadsch muss jeder Pilger an drei Tagen kleine Steine auf eine der drei Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren.

Bereits zu Beginn der diesjährigen Wallfahrt kamen am 5. Januar 76 Pilger beim Einsturz eines Hauses in Mekka ums Leben, 62 wurden verletzt. Auch bei früheren Pilgerfahrten wurde die Hadsch für viele Muslime zur Reise in den Tod. Meistens ereignete sich das Unglück wie gestern beim Steinigungsritual an der Dschamarat-Brücke. Im März 2001 starben dort 35 Pilger im Getümmel. Im April 1998 kamen 118 Wallfahrer in der Ebene von Mena ums Leben. Im Mai 1994 wurden 270 Gläubige in der Unterführung in Mena totgetreten. Im gleichen Fußgängertunnel starben im Juli 1990 1.427 Pilger. Jeder Muslim sollte einmal im Leben nach Mekka pilgern. Nach islamischer Vorstellung kommt derjenige, der bei der Hadsch stirbt, direkt ins Paradies.